Trotz Alarmstufe Rot: Boris Johnson macht lieber Party als Hitze-Krisensitzung

Nicht nur der britische Premier schwänzte eine Krisensitzung. Auch der Justizminister verharmloste nun die Gefahr von hohen Temperaturen. Nun gibt es Kritik.

Fällt nicht zum ersten Mal durch Party-Skandale auf: Der britische Premierminister Boris Johnson.
Fällt nicht zum ersten Mal durch Party-Skandale auf: Der britische Premierminister Boris Johnson.dpa/Marc Ward

Die britische Regierung gerät immer weiter für ihren angeblich zu lockeren Umgang mit der bevorstehenden Hitzewelle in die Kritik. Zunächst war es der Premierminister Boris Johnson selbst, der am Samstag eine Krisensitzung zum Umgang mit der drohenden Hitze schwänzte. Am Sonntag sorgte nun sein Stellvertreter Dominic Raab für Empörung mit verharmlosenden Aussagen über die Hitze.

Kritik daran kam daraufhin vom Verband der Rettungssanitäter, der warnte: „Das ist eine ernste Hitzewelle, die zum Tod von Menschen führen könnte.“

Dominic Raab: „Wir sollten den Sonnenschein genießen“

Der demnächst aus dem Amt scheidende Johnson hatte am Samstag statt der Hitze-Krisensitzung in der Downing Street eine Party mit Freunden im Landhaus des Premierministers in Chequers veranstaltet. Justizminister und Johnson-Stellvertreter Raab erweckte dann am Sonntag den Anschein, sich über die steigenden Temperaturen zu freuen. In der kommenden Woche könnten sie auch in England erstmals seit Beginn der Wetteraufzeichnungen die 40 Grad übersteigen.

Natürlich gebe es Ratschläge für den Umgang mit der Hitze wie die Vermeidung von Sonne in den heißesten Stunden und die Nutzung von Sonnencreme, sagte Raab dem Fernsehsender Sky News. Aber „wir sollten den Sonnenschein genießen“, fügte er hinzu. Das Land sei widerstandsfähig genug, um mit der Hitze umzugehen. Es gebe keinen Grund, Schulen zu schließen.

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Dagegen sagte Tracy Nicholls vom Verband für Rettungssanitäter dem Sender Sky News, es handele sich keinesfalls „um einen schönen Tag in der Sonne, wo man Sonnencreme aufträgt und baden oder im Freien essen geht“. Auch Regierungsmitglied Kit Malthouse warnte vor „bedeutenden Störungen“ bei den öffentlichen Verkehrsbetrieben und riet den Bürgern, möglichst zu Hause zu arbeiten.

Für Anfang kommender Woche befürchtet die britische Wetterbehörde Met ein Überspringen der 40-Grad-Marke und rief deshalb zum ersten Mal in der Geschichte die Hitze-Alarmstufe Rot aus. Der bisherige Temperaturrekord des Landes wurde 2019 mit 38,7 Grad erreicht. Wissenschaftlern zufolge nehmen Extremwetterereignisse wie Hitzewellen wegen des Klimawandels an Intensität und Häufigkeit zu.