Tote und Hunderte Verletzte: Erdbeben erschüttert erneut Türkei und Syrien

Die neuen Erdstöße mit einer Stärke von 6,4 haben am Montag Einwohner und Rettungskräfte in der Katastrophenregion überrascht. Es stürzten erneut Gebäude ein. 

Eine Frau steht weinend vor den Trümmern eines eingestürzten Hauses. 
Eine Frau steht weinend vor den Trümmern eines eingestürzten Hauses. AFP/Bulent Kilic

Die Menschen in der türkisch-syrischen Grenzregion kommen nicht zur Ruhe. Zwei neue starke Erdbeben haben am Montagabend erneut die Katastrophenregion erschüttert. In der Türkei wurden mindestens drei Menschen getötet und 213 verletzt, wie Innenminister Süleyman Soylu mitteilte. Im Norden Syriens wurden nach Angaben der Hilfsorganisation Weißhelme mehr als 130 Menschen verletzt, mehrere schon beschädigte Häuser stürzten ein. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kündigte den Bau von 200.000 neuen Wohnungen an.

Bereits zerstörte Städte wie das türkische Defne seien erneut von einer Zerstörungswelle betroffen. AFP-Reporter vor Ort berichteten nach dem Beben am Abend, dass Verletzte um Hilfe geschrien hätten. Die neuen Erdstöße mit einer Stärke von 6,4 hätten laut Behördenangaben Staubwolken im Süden der Türkei ausgelöst. Auch in Syrien stürzten Gebäude ein. 

Die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad sprach von zwei Beben der Stärke 6,4 und 5,8. Sie meldete außerdem mehrere Nachbeben. Afad rief die Menschen dazu auf, von den Küsten fern zu bleiben. Der Meeresspiegel könne um bis zu einen halben Meter ansteigen.

Der Sender CNN Türk berichtete, die Menschen seien in Panik auf die Straße gelaufen, zudem sei in Hatay der Strom ausgefallen. Der Bürgermeister von Hatay, Lütfü Savas, warnte, die Erdbeben gingen weiter. Via Twitter rief er dazu auf, sich von einsturzgefährdeten Gebäuden fernzuhalten.

Das Beben war Medienberichten zufolge auch in den umliegenden Provinzen, im Norden Syriens, in Israel, im Irak und im Libanon zu spüren. In mehreren Orten nahe der Stadt Aleppo seien erneut Häuser eingestürzt, sagte eine Sprecherin der Hilfsorganisation SAMS. Darunter sei auch die Kleinstadt Dschindiris nahe der türkischen Grenze, die schon vor zwei Wochen stark von den Beben getroffen wurde. Ob in der Türkei Häuser einstürzten, war zunächst unklar.

Die Rettungsorganisation Weißhelme teilte mit, im Nordwesten Syriens seien mehrere Städte und Dörfer betroffen. In mehreren Gebieten seien Hauswände und Balkone eingestürzt. Die Zivilschützer meldeten „mehrere Verletzte“ unter anderem durch herunterfallende Trümmer.

Zeuge aus Syrien: Das Beben war so stark wie vor zwei Wochen

Ein Anwohner aus der Nähe der syrischen Stadt Aleppo sagte, das Beben sei so stark gewesen wie das vor zwei Wochen, habe aber nicht so lang gedauert. „Es hat die Menschen verängstigt und auf die Straße rennen lassen“, sagte der Anwohner namens Abdel Kafi. „Viele Menschen haben ihre Häuser verlassen und ziehen durch die Straßen in Angst, dass weitere (Erdbeben) folgen werden“, darunter auch in der syrischen Hauptstadt Damaskus, schrieb die Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) für die Region, Rula Amin, bei Twitter.

Das jüngste Beben war auch in anderen von der Erdbebenkatastrophe vor zwei Wochen betroffenen Städten wie Antakya und Adana rund 200 Kilometer nördlich deutlich zu spüren. Nach Angaben des türkischen Katastrophenschutzes Afad gab es seit dem Beben vor zwei Wochen mehr als 6000 Nachbeben.

Erdogan kündigte bei einem Besuch in der Provinz Hatay den Bau von 200.000 Wohnungen in den elf von der Erdbebenkatastrophe vom 6. Februar betroffenen Provinzen an. „Kein Gebäude wird mehr höher als drei oder vier Etagen sein“, sagte er. Mit dem Bau solle im März begonnen werden.

Durch das Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet vom 6. Februar, das eine Stärke von 7,8 hatte, starben allein in der Türkei mehr als 41.000 Menschen. Tausende Menschen werden in der Türkei und in Syrien noch immer vermisst.