Ukraine: Angriffe auf Kiew, Charkiw und Hafenstädte

Nach Angaben des Bürgermeisters von Kiew, Vitali Klitschko, sind dort seit Kriegsbeginn „65 friedliche Einwohner“ bei Luftangriffen getötet worden.

euerwehrleute versuchen nach dem Beschuss eines Einkaufszentrums in Kiew inmitten von Trümmern ein Feuer zu löschen.
euerwehrleute versuchen nach dem Beschuss eines Einkaufszentrums in Kiew inmitten von Trümmern ein Feuer zu löschen.dpa/Rodrigo Abd

Die russische Armee hat am Montag zahlreiche Städte in der Ukraine angegriffen. Zu den Städten, aus denen Luftangriffe gemeldet wurden, gehören unter anderem die Hauptstadt Kiew, die zweitgrößte Stadt Charkiw im Osten, die Hafenstädte Mariupol und Odessa sowie Mykolajiw im Süden. Nach Angaben des Bürgermeisters von Kiew, Vitali Klitschko, sind dort seit Kriegsbeginn vor knapp einem Monat „65 friedliche Einwohner“ bei Luftangriffen getötet worden.

Am späten Sonntagabend hatte ein russischer Angriff das Einkaufszentrum Retroville im Nordwesten Kiews zerstört. Laut Moskau diente das „funktionsunfähige“ Einkaufszentrum als Waffenlager. „Eine Batterie von Mehrfachraketenwerfern und eine Lagerbasis für ihre Munition wurde mit Präzisionswaffen mit großer Reichweite zerstört“, erklärte das russische Verteidigungsministerium.

Ukrainischen Angaben zufolge wurden bei dem Angriff insgesamt acht Menschen getötet. Reporter der Nachrichtenagentur AFP sahen sechs Leichen, die aus den Trümmern herausgezogen worden waren. Es handelte sich um Männer in Militärkleidung. Die Überreste eines riesigen Motorblocks und Teile von grünen Stahlgerüsten deuteten auf gepanzerte Fahrzeuge hin.

In der seit Wochen von russischen Truppen belagerten Stadt Mariupol sind nach Angaben der Militärverwaltung mittlerweile „mehr als 80 Prozent der Infrastruktur beschädigt oder zerstört“. Die humanitäre Lage dort ist laut der UNO „äußerst ernst“, mit „einem kritischen und potenziell lebensbedrohlichen Mangel an Nahrungsmitteln, Wasser und Medikamenten“. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell nannte „das, was in Mariupol geschieht, ein schweres Kriegsverbrechen“.

In der von russischen Truppen besetzten Stadt Cherson im Süden haben laut Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj russische Soldaten auf Demonstranten geschossen. Videoaufnahmen zufolge wurde dabei mindestens ein Mensch verletzt.

Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow räumte ein, dass die militärische „Situation sehr schwierig“ sei. Zum einen sei die russische Armee „zahlenmäßig sehr überlegen“, zum anderen gebe es eine „Bedrohung durch eine Bodeninvasion“ der Armee des mit Moskau verbündeten Belarus.

Die ukrainische Armee gab am Montag an, dass die Russen seit Kriegsbeginn 15.000 Soldaten verloren hätten. Die Angaben können nicht verifiziert werden. Die New York Times berichtete, dass US-Geheimdienstkreise von mehr als 7000 getöteten Russen ausgehen.

Unterdessen sorgte ein Bericht der Kreml-nahen russischen Zeitung Komsomolskaja Prawda für Verwirrung. Darin wurde die Zahl der getöteten russischen Soldaten mit 9861 angegeben, die Zahl der Verwundeten mit 16.153. Die Zahlen wurden allerdings schnell wieder entfernt.

Laut einer am Montag veröffentlichten Zählung der UNO sind seit dem 24. Februar fast 3,5 Millionen Menschen – hauptsächlich Frauen und Kinder – aus der Ukraine geflohen. Insgesamt sind demnach rund zehn Millionen Menschen vor den russischen Angriffen auf der Flucht.