Viele westliche Konzerne haben ihr Russland-Geschäft wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine weitgehend eingestellt. Nun sehen sich einige dieser Firmen mit einer Klagewelle konfrontiert, berichten russische Medien. Russische Juristen wollten etwa H&M und VW verklagen, weil die Konzerne russischen Kunden nichts mehr verkaufen. Dies sei Diskriminierung.
Der Anwalt Dmitrij Katschan habe beispielsweise eine Klage auf Schadenersatz eingereicht, berichtet die russische Staatsagentur Tass. Er fordere rund 12.000 Dollar für erlittene „emotionale Schäden“ vom schwedischen Modekonzern H&M. In dessen Onlineshop seien Waren als „verfügbar“ und mit Rubelpreisen gekennzeichnet – und doch habe er nichts einkaufen können. Darin und auch in der Schließung aller Filialen sehe er eine „Diskriminierung aller Bürger der Russischen Föderation“.
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Russisches Gericht will Klage gegen H&M am 29. Juni verhandeln
Ein Gericht wolle sich nun der Klage annehmen und habe für den 29. Juni eine Verhandlung angesetzt, berichtet die Staatsagentur Tass. Anwalt Katschan wird dann wohl argumentieren, dass H&M den Menschen lebensnotwendige Waren des täglichen Gebrauchs vorenthalte – und dass dies die Betroffenen in ihren Rechten beschneide. Der beschuldigte Konzern hat sich bislang nicht öffentlich zu den Vorwürfen geäußert.
Russische Juristen würden auch westliche und japanische Autokonzerne ins Visier nehmen, berichtet der Spiegel. Die Organisation „Vereinigte Verbraucher Initiative“ (OPI) strenge rechtliche Schritte beispielsweise gegen VW, Mercedes und Toyota an. Dass keine West-Autos und Ersatzteile mehr in Russland ankämen, sei „ungesetzlich“. Verbraucher hätten ein Recht auf Reparatur, Wartung und die Behebung von Produktionsfehlern.
Laut Spiegel wird bei den Vorwürfen gegen westliche Konzerne nicht gern erwähnt, dass die russische Invasion in der Ukraine der Auslöser des Verkaufsstopps ist. Dies sorge in den sozialen Medien für Spott unter Russen, die das eigentliche Problem in der Politik des Kreml sehen.
