EU-Sanktionen: Russland droht der Zahlungsausfall

Russland kann die Verzugszinsen für eine Dollar-Anleihe offenbar nicht begleichen – es droht der Zahlungsausfall.

Der russische Präsident Wladimir Putin
Der russische Präsident Wladimir PutinImago/SNA

Die EU-Sanktionen gegen Russland zeigen Wirkung. Russland droht offenbar bereits im Juni der Zahlungsausfall. Der Grund für die dramatischen Engpässe bis hin zur Staatspleite seien nicht gezahlte Verzugszinsen auf eine Dollar-Anleihe, berichtet die Bild-Zeitung.

Die Sanktionen der Europäischen Union machen es Russland schwer. Die EU nahm zuletzt einen Zahlungsabwickler auf die rote Liste, den Moskau für die Bedienung seiner Eurobonds nutzen wollte. Bislang konnte der Zahlungsausfall noch abgewehrt werden. Doch wie lange dies noch gelingt, ist offenbar mehr als fraglich.

Russland aus westlichem Zahlungsverkehr ausgeschlossen

Ungewöhnlich ist, dass Russland anscheinend nicht wegen fehlender Mittel ein Zahlungsausfall droht. Das Land verfügt über hohe Devisenbestände und nimmt monatlich Milliarden durch Exporte von Öl und Gas ein. Allerdings ist Russland seit seinem Angriffskrieg in der Ukraine weitgehend vom internationalen Zahlungsverkehr abgeschnitten. Auch ein großer Teil der Währungsreserven ist eingefroren.

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Eine Ausnahmeregelung, die es US-Eigentümern russischer Staatsanleihen ermöglichte, Zahlungen zu erhalten, ist nun abgelaufen. Aufgrund des Ausschlusses aus dem internationalen Zahlungsverkehr können die Zahlungen die Bankkonten der Anleihegläubiger nicht erreichen. Russland versucht daher, die Gläubiger anzuweisen, die westliche Zahlungsinfrastruktur zu umgehen – beispielsweise dadurch, dass sie Rubel als Zahlungsmittel akzeptieren.

Finanzminister Anton Siluanow schlug vor, das den europäischen Gaskunden auferlegte Rubel-Konvertierungszahlungssystem zu kopieren. Gläubiger würden so Konten bei einer russischen Bank eröffnen und beispielsweise mit Rubel statt mit Dollar bezahlt.

Russland wird als säumiger Zahler eingestuft

Allerdings könnten sich US-Investoren daran nicht beteiligen. Am Freitag verhängte die Europäische Union zudem weitere Sanktionen. Darunter auch gegen Russlands National Settlement Depository, das die Anleihezahlungen abwickeln sollte.

Nach Bild-Informationen könnte Russland so ab Ende Juni als zahlungsunfähig gelten. Es ist fraglich, ob die Zahlungen wegen der Sanktionen überhaupt bei den Gläubigern ankommen können. Das Investorenkomitee stufte Russland bereits als säumigen Zahler ein. Dadurch können Käufer von Zahlungsausfall-Versicherungen ihren Schaden bei Anbietern dieser sogenannten Credit Default Swaps (CDS) geltend machen.