Nach Evakuierung von Zivilisten: Kämpfer senden Hilferuf aus Asow-Stahlwerk

Er könne nur noch auf ein Wunder hoffen, schrieb ein Kommandeur aus dem belagerten Stahlwerk in Mariupol.

Rauch steigt aus dem Asow-Stahlwerk in Mariupol auf.
Rauch steigt aus dem Asow-Stahlwerk in Mariupol auf.AP/Alexei Alexandrov

Nach der Evakuierung der letzten Zivilisten aus dem von russischen Truppen belagerten Asow-Stahlwerk in der Hafenstadt Mariupol haben die dort verschanzten ukrainischen Kämpfer einen eindringlichen Hilferuf gesendet. Er könne nur noch auf ein Wunder hoffen, schrieb der Kommandeur der 36. Marineinfanteriebrigade, Serhij Wolynskyj, am Samstag bei Facebook. „Darauf, dass höhere Kräfte eine Lösung für unsere Rettung finden!“

Mariupol ist seit Wochen praktisch vollständig unter russischer Kontrolle. Ukrainische Truppen sind rund 100 Kilometer entfernt und nicht in der Lage, den verbliebenen Soldaten in der zu großen Teilen zerstörten Stadt zu helfen.

Drei ukrainische Soldaten bei Evakuierung getötet

Übereinstimmenden Angaben aus Kiew und Moskau zufolge wurden am Samstag die letzten Frauen und Kinder sowie ältere Zivilisten vom Werksgelände in Sicherheit gebracht. Im Zuge der Evakuierung seien drei ukrainische Soldaten getötet und sechs verwundet worden, schrieb Wolynskyj nun. Beobachter gehen davon aus, dass russische Truppen das Asow-Stahlwerk nun so schnell wie möglich einnehmen wollen, um die vollständige Eroberung Mariupols verkünden zu können.

„Es scheint so, als ob ich in irgendeiner höllischen Reality-Show gelandet bin, in der wir Militärs um unser Leben kämpfen, und die ganze Welt schaut dem interessanten Stück zu!“, beklagte der 30-Jährige. Doch: „Schmerz, Leiden, Hunger, Qualen, Tränen, Angst, Tod - alles ist echt!“. Dazu postete Wolynskyj ein Foto von sich, auf dem er unrasiert, übernächtigt und mit offenbar verletzter Nase zu sehen ist.