Jahrestag der Annexion: Putin besucht überraschend die Krim (Video)
Der russische Präsident Wladimir Putin traf am Samstag auf der Halbinsel Krim ein. Vor neun Jahren hatte Russland die Krim von der Ukraine annektiert.

Der russische Präsident Wladimir Putin ist am Samstag zu einem Besuch auf der Krim eingetroffen. Der Staatschef stattete der Hafenstadt Sewastopol, dem Heimathafen der russischen Schwarzmeerflotte, einen unangekündigten Besuch ab, wie das russische Fernsehen am Samstag meldete. Dort besuchte er in Begleitung des örtlichen Gouverneurs Michail Raswoschajew eine Kunstschule, wie Bilder des Fernsehsenders Rossia-1 zeigten.
Anlass von Putins Besuch war der neunte Jahrestag der Annexion der Halbinsel Krim durch Russland von der Ukraine. International wird die Annexion als Völkerrechtsbruch verurteilt.

„Unser Präsident Wladimir Wladimirowitsch weiß, wie man überrascht. Im wahrsten Sinne des Wortes“, erklärte Raswoschajew im Onlinedienst Telegram. Eigentlich habe Putin per Videokonferenz an der Einweihung der Kunstschule für Kinder teilnehmen wollen. „Aber Wladimir Wladimirowitsch ist persönlich gekommen. Am Steuer. Weil er an so einem historischen Tag wie heute immer bei Sewastopol und seiner Bevölkerung ist.“
Außerdem besichtige Putin auch ein Kinderferienlager, das an der Ausgrabungsstätte der antiken Stadt Chersones auf dem heutigen Stadtgebiet von Sewastopol liegt und Kindern Geschichte näher bringen soll.
Vladimir Putin has arrived to 🇷🇺 -occupied Crimea to celebrate “the Day of the reunification of Crimea with Russia.”
— Jason Jay Smart (@officejjsmart) March 18, 2023
You know, if Ukraine 🇺🇦 had long range weapons, we could all be celebrating “the Day of Vladimir Putin’s Unification with Eternal Sleep.” pic.twitter.com/CHxgDX8frZ
Erster Putin-Besuch auf der Krim seit 2020
Es ist der erste Besuch des russischen Präsidenten auf der Krim zum Jahrestag der Annexion seit 2020. Damals überreichte er den Bauarbeitern der Krim-Brücke, die vom russischen Festland auf die annektierte Halbinsel führt, Orden. 2021 und 2022 beging Putin die Feierlichkeiten in Moskau bei einem Großkonzert.
Das letzte Mal auf der Krim war Putin nach Medienangaben im Juli 2020. Seit Beginn des von ihm befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine meidet der russische Präsident allgemein frontnahe Gebiete. Ende 2022 testete er immerhin die Befahrbarkeit der Krim-Brücke, die durch einen Anschlag im Herbst schwer beschädigt worden war.
Internationaler Strafgerichtshof verhängt Haftbefehl gegen Putin
Der aktuelle Krim-Besuch des russischen Präsidenten kommt einen Tag, nachdem der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag (IStGH) einen Haftbefehl gegen ihn erlassen hat. Der Kreml sieht die Entscheidung als „unbedeutend“ an. „Heute, am 17. März 2023, hat die Vorverfahrenskammer II des Internationalen Strafgerichtshofs im Zusammenhang mit der Lage in der Ukraine Haftbefehle gegen zwei Personen erlassen: Herrn Wladimir Wladimirowitsch Putin und Frau Maria Aleksejewna Lwowa-Belowa“, hieß es in der Pressemitteilung des Gerichtshofs.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Haftbefehl gegen den russischen Staatschef als eine „historische Entscheidung“ des Internationalen Strafgerichtshofs gelobt.
Festveranstaltungen auf der Krim zum Jahrestag der Annexion
Zum neunten Jahrestag der russischen Krim-Annexion gibt es russlandweit Festveranstaltungen. „Heute sagen wir unserem Präsidenten für seine Entscheidung ‚Danke‘, den Krim-Bewohnern für ihre Geschlossenheit und ihren Willen und allen Russen dafür, dass sie uns damals unterstützt haben“, schrieb der von Moskau eingesetzte Gouverneur der Krim, Sergej Aksjonow, am Samstag auf seinem Telegram-Kanal. Besonders rege sind die Aktivitäten auf der Halbinsel selbst. Dort gab es eine patriotisch aufgeladene Auto- und Motorrad-Rallye mit dem kremlnahen Biker-Club „Nachtwölfe“.

Daneben waren auf der Halbinsel eine Reihe von patriotischen Konzerten geplant. In der russischen Hauptstadt Moskau wurden im Stadtzentrum zwei Jahrmärkte zu dem Thema „Wiedervereinigung“ aufgebaut. Das alljährliche Großkonzert im Moskauer Luschniki-Stadion, an dem sonst auch Kremlchef Wladimir Putin teilnahm, wurde aber in diesem Jahr abgesagt. Eine offizielle Begründung gibt es nicht. In den Medien mehrten sich Spekulationen über Angst vor einem Terroranschlag.
Die kremlnahe Tageszeitung Iswestija veröffentlichte zum Jahrestag eine Umfrage, wonach 86 Prozent der Russen die Annexion der Krim weiter befürworten. Russland entriss der Ukraine die Halbinsel 2014. International wird die Annexion als Völkerrechtsbruch verurteilt. (mit dpa/AFP)
