„Wie im Kommunismus“: Polen stellen sich tagelang für Kohle an

Polen importiert keine Kohle mehr aus Russland. Die Angst vor Engpässen steigt. Vor der Kohlemine Lubelski Wegiel Bogdanka stehen Dutzende von Autos Schlange.

Stau im polnischen Grenzgebiet (Symbolbild).
Stau im polnischen Grenzgebiet (Symbolbild).dpa/Patrick Pleul

Die Angst vor dem Frieren im Winter treibt die Autobesitzer in Polen auf die Autobahn, um Kohle zu kaufen. Laut einem Reuters-Bericht stellen sich viele von ihnen vor der Kohlemine Lubelski Wegiel Bogdanka bei Lublin an. Der Ort liegt nicht weit von der ukrainischen Grenze entfernt. Das Warten dauert dabei Stunden oder sogar Tage und Nächte.

„Das ist jenseits aller Vorstellungskraft“, zitiert Reuters einen Rentner namens Artur,57 Jahre. Er ist aus Swidnik, etwa 30 km von der Mine in Ostpolen entfernt, zur Mine gefahren in der Hoffnung, mehrere Tonnen Kohle für sich und seine Familie zu erwerben. Er erinnere sich an die Tage des Kommunismus, erzählt der Mann, aber es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, dass „wir zu etwas noch Schlimmerem zurückkehren könnten“.

Kohlemangel in Polen: Lange Schlangen vor der Kohlemine Bogdanka

Artur hat zu dem Zeitpunkt des Interviews nach eigenen Angaben drei Nächte in seinem kleinen roten Fließheck in einer Schlange von Lastwagen, Traktoren und Privatautos geschlafen. Toiletten seien in der Kürze aufgestellt worden, aber es gebe in ihnen kein Wasser.

Die steigende Nachfrage hat die polnische Kohlemine Bogdanka und andere staatlich kontrollierte Minen gezwungen, den Verkauf an die Haushalte zu rationieren oder den Kraftstoff in begrenzten Mengen einzelnen Käufern über Online-Plattformen anzubieten.

Insgesamt sind laut dem Bericht 3,8 Millionen Menschen in Polen beim Heizen auf die Kohle angewiesen. Sie sind mit den Engpässen und den Preiserhöhungen konfrontiert, nachdem Polen und die EU wegen der russischen Invasion der Ukraine auf die Importe russischer Kohle verzichtet hatten. Polen verbot die russische Kohle mit sofortiger Wirkung bereits im April. Auch in Deutschland wird seit dem 1. August keine Kohle mehr aus Russland importiert.