Energiekrise: Haushalte sollen sparen, Stromkonzerne fahren Milliarden ein
Die Vorzeichen stehen auf einen sparsamen Winter, wenigstens für Privathaushalte. Die Energiekonzerne profitieren deutlich von der Krise.

Die Nebenkostenabrechnungen sollen um ein Vielfaches teurer werden, die Heizungen heruntergedreht, Schwimmbäder geschlossen, Wolldecken ausgepackt, Lichter ausgemacht: Die Prognosen und Warnungen vor einem kalten Winter bei teuren Energiepreisen in der Bundesrepublik reißen nicht ab. Auf viele Privathaushalte könnten schwierige Monate zukommen.
Unterdessen kündigten mehrere europäische Energiekonzerne in dieser Woche überraschend hohe Gewinnerwartungen an. Sie profitieren der Nachrichtenagentur AFP zufolge stark von den hohen Öl- und Gaspreisen infolge des Ukraine-Krieges.
Gewinn der Energiekonzerne vervielfacht sich in der Krise
So verfünffachte der britische Energieriese Shell seinen Gewinn im zweiten Quartal dieses Jahres auf 18 Milliarden Dollar (17,6 Milliarden Euro). Der französische Konzern TotalEnergies verdoppelte seinen Gewinn auf 5,7 Milliarden Euro, der spanische Ölkonzern Repsol steigerte den Gewinn im Vorjahresvergleich um mehr als Doppelte auf 2,54 Milliarden Euro.
Auch der deutsche Energiekonzern RWE korrigierte am Mittwochabend seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr stark nach oben. Das Unternehmen erwartet einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von fünf bis 5,5 Milliarden Euro statt bislang 3,6 bis vier Milliarden Euro. Im Kerngeschäft rechnet RWE mit einem EBITDA von 4,3 bis 4,8 Milliarden Euro (bisher: 2,9 bis 3,3 Mrd.).
RWE verwies auf gute Geschäfte im ersten Halbjahr, ein „außerordentlich gutes Ergebnis“ bei der Stromerzeugung aus Wasser, Biomasse und Gas sowie eine „starke Performance“ im Energiehandel. Einzelheiten will RWE am 11. August bei der Vorlage der Halbjahreszahlen nennen.
Die Zahlen der Konzerne dürften die Debatte über eine Besteuerung der hohen Gewinne infolge des Kriegs wieder befeuern. In Deutschland forderte zuletzt SPD-Chefin Saskia Esken eine solche Übergewinnsteuer. Ähnliche Forderungen kamen auch schon von den Grünen.
In Spanien hat die Regierung eine solche Steuer für kriegsbedingte Gewinne von Energiekonzernen für das kommende Jahr angekündigt. Damit will die Regierung 2023 und 2024 rund zwei Milliarden Euro einnehmen. Mit dem Geld will sie Entlastungspakete für die Bürgerinnen und Bürger finanzieren. Die Wirtschaftsverbände kritisieren, die Steuer schmälere das Investitionsbudget der Konzerne.
Bei RWE wird bereits auch für das Geschäftsjahr 2023 eine Fortsetzung der positiven Ergebnisentwicklung erwartet.
