Olena Selenska über Kriegstrauma: „Auch ich bin in Behandlung“

„Dieser andauernde Druck macht alle in unserem Land seelisch und körperlich krank“, so die First Lady der Ukraine. Olena Selenska berichtet vom Alltag im Krieg.

Olena Selenska, Ehefrau des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
Olena Selenska, Ehefrau des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.Julien De Rosa/AP

Die Ehefrau des ukrainischen Präsidenten, Olena Selenska, hat in einem Interview offengelegt, dass sie sich in psychologischer Behandlung befindet. Im Gespräch mit der Wochenzeitung Die Zeit sagte die First Lady der Ukraine: „Dieser andauernde Druck macht alle in unserem Land seelisch und körperlich krank.“

Sie selbst sei Patin eines Therapie­programms für traumatisierte Kinder. „Wir organisieren eine Art Camp für diejenigen, die ihre Eltern verloren haben, Schwestern oder Brüder. Wie kümmern uns um Menschen, die nicht mehr essen oder irgendetwas fühlen können“, sagt sie. Und fügt hinzu: „Aber mir selbst geht es auch nicht viel besser.“ Auf die Frage, ob sie auch psychologische Hilfe in Anspruch nehme, sagt sie: „Ja, auch ich bin in Behandlung. Ich finde nicht, dass ich das verheimlichen muss.“

Olena Selenska hat kaum Zeit mit ihrem Mann

Ihren Mann, Wolodymyr Selenskyj, sehe sie „vielleicht einmal die Woche“ zum Mittagessen. „Ich wünschte, es wäre häufiger, aber es geht nicht – aus Sicherheitsgründen. Und weil mein Mann ununterbrochen arbeitet“, so Selenska. In den ersten Monaten des Krieges in der Ukraine hätte sich das Paar gar nicht gesehen.

Auch das Schlafen falle Selenska schwer. „Wenn ich nachts mal wieder wach im Bett liege, dann sehe ich mein Kind an, das neben mir schläft. Und wenn dann der Alarm losgeht und mein Kind nicht davon wach wird, dann weiß ich nicht: Sollen wir loslaufen? Oder soll ich das Kind mal schlafen lassen? Am Morgen bin ich manchmal todmüde, aber ich muss wieder Energie ausstrahlen, arbeiten, andere mitreißen.“

Um sich abzulenken, mache sie ein paarmal in der Woche Sport. „Ich turne, und manchmal gehe ich auch walken. Dann vergesse ich kurz alles andere. Ich habe auch versucht zu meditieren. Ich dachte, das hilft mir, aber es klappt nicht.“ Auch ihr Mann treibe Sport, Krafttraining, erzählt Selenska. „Er braucht das, es lenkt ihn ein bisschen ab.“