Ukraine: Russen mit „riesiger Menge an Kriegsmaterial“ in Kreminna einmarschiert

In der Region Luhansk soll es nach ukrainischen Angaben heftige Kämpfe geben. Den zweiten Tag in Folge können keine Fluchtkorridore eingerichtet werden.

Ein russischer Militärkonvoi
Ein russischer MilitärkonvoiAP/Alexei Alexandrov

Die russische Armee hat nach ukrainischen Angaben einen Großangriff in der ostukrainischen Region Luhansk gestartet. In der Kleinstadt Kreminna sei die russische Armee in der Nacht zum Montag „mit einer riesigen Menge an Kriegsmaterial einmarschiert“, teilte der ukrainische Gouverneur von Luhansk, Serhij Hajdaj, am Montag im Onlinedienst Facebook mit. „Unsere Verteidiger haben sich auf neue Positionen zurückgezogen“, fügte er hinzu.

Explosionen in Rubischne

Die Kleinstadt Kreminna mit 18.000 Einwohnern liegt rund 50 Kilometer nordöstlich der Großstadt Kramatorsk und in der Nähe der derzeit heftig umkämpften Stadt Rubischne. Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten am Montag von heftigen Explosionen in Rubischne, die zum Teil Brände auslösten. Über der Stadt stiegen riesige Rauchwolken auf.

Ukrainische Soldaten beschossen russische Stellungen in Rubischne vom etwa drei Kilometer entfernten Ort Nowodruschesk aus mit Artillerie und Mörsergranaten.

Der Chef der prorussischen Separatisten in Luhansk, Lenoid Pasetschnik, hatte in der vergangenen Woche erklärt, die ukrainische Armee kontrolliere weiterhin „einen Teil“ von Rubischne. Sobald seine Kämpfer das gesamte Gebiet „befreit“ hätten, werde eine Entscheidung getroffen, „um unseren Brüdern in Donezk und möglicherweise Russland Hilfe zu leisten“, erklärte Pasetschnik.

Erneut keine Fluchtkorridore möglich

Ukrainische und russische Truppen haben den zweiten Tag in Folge keine Fluchtkorridore für Zivilisten in den umkämpften Gebieten vereinbaren können. „Aus Sicherheitserwägungen wurde heute die Entscheidung getroffen, keine humanitären Korridore zu eröffnen“, teilte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk am Montag mit. Es seien am Vortag lange Verhandlungen ohne Ergebnis geführt worden. Sie warf der russischen Seite den Beschuss von Fluchtrouten vor. Zuletzt waren am Sonnabend knapp 1500 Menschen über derartige Routen in sichere Gebiete gelangt.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Russland am Sonntagabend vorgeworfen, die gesamte Donbass-Region „buchstäblich erledigen und zerstören“ zu wollen. Die russische Armee bereitet demnach derzeit eine neue Großoffensive in der Ostukraine vor.