Ukraine: Exekutions-Video ist Beleg für Russlands Kriegsverbrechen

Im Internet kursiert ein Video, auf dem offenbar ein ukrainischer Soldat von Russen erschossen wird. Die Tötung sei ein Verstoß gegen die Genfer Konventionen.

Dieser Screenshot aus einem Video zeigt einen ukrainischen Soldaten, der eine Zigarette raucht, bevor er erschossen wird. 
Dieser Screenshot aus einem Video zeigt einen ukrainischen Soldaten, der eine Zigarette raucht, bevor er erschossen wird. Ukrainisches Pressbüro des Präsidenten

Mit Entsetzen hat die ukrainische Führung auf ein Video von einer mutmaßlichen Erschießung eines Kriegsgefangenen durch russische Soldaten reagiert. „Kriegsverbrechen werden in Russland kultiviert“, schrieb der Chef des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, am Montag im Nachrichtenkanal Telegram. Es sei ein Beispiel für die Schwäche der Russen.

„Für jedes dieser Kriegsverbrechen wird es eine Strafe geben. Niemand kann sich dieser entziehen“, sagte der Vertraute von Präsident Wolodymyr Selenskyj. Außenminister Dmytro Kuleba sagte Journalisten, er sei nach Ansehen des Videos niedergeschlagen.

Der Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Dmytro Lubinez, bezeichnete die gefilmte mutmaßliche Erschießung als „Ausdruck von Niedertracht und Gemeinheit“. Die Tötung von Gefangenen sei ein Verstoß gegen die Genfer Konventionen, betonte der 41-Jährige. Er habe das Video seinen internationalen Kollegen als Beleg für ein „weiteres Kriegsverbrechen Russlands“ geschickt. Die Echtheit des Videos war von unabhängiger Seite zunächst nicht überprüfbar.

Soldat ruft „Ruhm der Ukraine“ - dann fallen die Schüsse

Zuvor war unter anderem von dem Internetportal Ukrajinska Prawda ein Video veröffentlicht worden, bei dem ein Mann in ukrainischer Uniform „Ruhm der Ukraine“ ruft und dann mutmaßlich mit mehreren Schüssen getötet wird. „Slawa Ukrajini“ (Deutsch: Ruhm der Ukraine) wird von der ukrainischen Armee und Polizei als Losung verwendet. Insbesondere seit dem Angriffskrieg Russlands wird der Gruß auch international als Solidaritätsformel verwendet, unter anderem von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei seinem Kiew-Besuch im Juni vergangenen Jahres.

Der Spruch geht in seinem Ursprung auf „Slawa Issussu Chrystu!“ (Deutsch: Gepriesen sei Jesus Christus) zurück. Erste Verwendungen im Zusammenhang mit der Ukraine gab es vor dem Ersten Weltkrieg in der aufkeimenden ukrainischen Unabhängigkeitsbewegung. Die Losung war auch von mit Hitlerdeutschland kollaborierenden ukrainischen Nationalisten im Zweiten Weltkrieg benutzt worden. Viele Jahre später wurde der Spruch in einem anderen Kontext bei den Maidan-Protesten 2013 gegen die russlandfreundliche Regierung verwendet.

Russland führt seit mehr als einem Jahr Krieg gegen die Ukraine. In der Vergangenheit waren ebenfalls schwer zu überprüfende Videos aufgetaucht, bei denen ukrainische Soldaten russische Gefangene erschießen. Moskau hatte dies als Kriegsverbrechen kritisiert.