Ukrainischer Befehlshaber: „Verteidigung von Bachmut gibt uns Zeit“
Olexander Syrskyj und Präsident Wolodymyr Selenskyj rechtfertigen die Verteidigung von Bachmut. Dabei gehe es vorrangig um strategische Fragen.

Der Befehlshaber der ukrainischen Landstreitkräfte, Olexander Syrskyj, hat die fortgesetzte Verteidigung von Bachmut mit strategischen Gründen verteidigt. „Jeder Tag der Verteidigung der Stadt gibt uns Zeit für die Schaffung von Reserven und die Vorbereitung künftiger Offensiven“, sagte der Generaloberst nach einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums in Kiew. Im Kampf um die „Festung“ Bachmut im Gebiet Donezk verliere die russische Söldnertruppe Wagner ihre kampffähigsten Einheiten.
Bachmut habe eine wichtige Rolle im allgemeinen Verteidigungssystem, sagte Syrskyj. „Tausende Feinde, die beim Sturm der Stadt umkamen“, seien der Beleg. „Jeder Tag hartnäckigen Widerstands gibt uns wertvolle Zeit für die Verringerung der Offensivkapazitäten des Feindes.“ Tags zuvor hatte ein ukrainischer Soldat in einem Beitrag des Internetsenders Hromadske beklagt, dass auch die ukrainischen Verluste immens seien. Einberufene hätten nach drei Tagen Schnellausbildung in Bachmut kaum eine Chance aufs Überleben.
Selenskyj: „Sie könnten nach Kramatorsk gehen, nach Slowjansk“
Ähnlich hatte sich zuvor auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj geäußert. Im russischen Angriffskrieg gegen sein Land sei Bachmut von entscheidender strategischer Bedeutung, sagte Selenskyj am Mittwochabend in einem exklusiven Interview des US-Fernsehsenders CNN. „Nach Bachmut könnten sie weitergehen. Sie könnten nach Kramatorsk gehen, nach Slowjansk“, sagte Selenskyj mit Blick auf die russischen Angreifer. Sollte Bachmut fallen, sei den Russen der Weg in andere Landesteile offen, sagte Selenskyj. „Deswegen stehen unsere Jungs dort.“
Um Bachmut wird seit Monaten gekämpft. Die auf russischer Seite dort agierende Söldnertruppe Wagner hat die Stadt inzwischen von Osten, Norden und Süden eingekreist. Nach eigenen Angaben hat die Wagner-Gruppe den gesamten Ostteil von Bachmut erobert. Von ukrainischer Seite gibt es bislang aber keine Bestätigung für diesen Teilrückzug. Unabhängig können die Angaben ebenfalls nicht überprüft werden. Inzwischen ist die Stadt fast vollständig zerstört.
Entscheidend für den künftigen Kriegsverlauf seien weitere Waffenlieferungen, sagte Selenskyj. Die Unterstützung aus den USA sei dabei von besonderer Wichtigkeit. Selenskyj betonte nochmals die Bedeutung von Kampfjets für die Luftverteidigung seines Landes. Er bejahte die Frage, ob Kampfjets kriegsentscheidend seien.
Außerdem lud er den Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, nach Kiew ein, damit dieser sehen könne, wofür die Hilfe aus den USA verwendet werde. „Das wird ihm mit seinen Positionen helfen“, sagte Selenskyj. McCarthy gehört der republikanischen Partei an. In letzter Zeit wurde die Kritik an der Hilfe für die Ukraine bei einigen Vertretern der Partei lauter. McCarthy sagte am Mittwoch, er werde keine Blankoschecks unterschreiben. Bisher wird die Ukraine-Hilfe in den USA von beiden Parteien überwiegend getragen.
