Selenskyj widerspricht Berichten um Streit mit Armeechef: Einigkeit bei Bachmut

„Die ukrainischen Streitkräfte verteidigen jeden Teil der Ukraine und werden dies auch weiterhin tun“, sagte Selenskyj. Die Truppen in Bachmut würden verstärkt.

Ukrainische Soldaten feuern an der Frontlinie nahe Bachmut eine Panzerhaubitze auf russische Stellungen.
Ukrainische Soldaten feuern an der Frontlinie nahe Bachmut eine Panzerhaubitze auf russische Stellungen.LIBKOS/AP

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Einigkeit der militärischen Führung in Kiew beim Kampf um die Stadt Bachmut im Osten des Landes bekräftigt. Es sei die einhellige Entscheidung getroffen worden, nicht zu weichen, sondern die Truppen zu verstärken, sagte Selenskyj in seiner am Montagabend verbreiteten Videobotschaft. Er informierte darin über ein Treffen mit Generälen zur Lage um die symbolträchtige Stadt des ukrainischen Widerstandes, die im Gebiet Donezk liegt und bereits weitgehend zerstört ist.

„Die ukrainischen Streitkräfte verteidigen jeden Teil der Ukraine und werden dies auch weiterhin tun“, sagte Selenskyj. Es werde die Zeit kommen, da jede Stadt, jedes Dorf des ukrainischen Staates befreit sein werde.

Selenskyj versuchte mit der Botschaft dem Eindruck entgegenzuwirken, es gebe in der Führung des Landes unterschiedliche Meinungen zum Umgang mit der Lage in Bachmut. Es gebe viel Desinformation, sagte der Staatschef. Auch westliche Experten hatten erklärt, dass es besser sein könnte, die Stadt aufzugeben, um die Ressourcen an anderer Stelle einzusetzen.

Trotz fehlender strategischer Bedeutung: Bachmut heftig umkämpft

Bachmut ist bereits seit dem vergangenen Sommer heftig umkämpft. Beim Kampf um die kleine Industriestadt, die vor dem russischen Angriff etwa 70.000 Einwohner hatte, handelt es sich um die bisher längste Schlacht im Ukraine-Krieg mit großen Verlusten auf beiden Seiten.

Experten zufolge ist Bachmut von geringer strategischer Bedeutung, eine Einnahme hätte für Russland demnach vor allem symbolischen Wert. Inzwischen ist die Stadt von drei Seiten umzingelt, als Versorgungs- und mögliche Rückzugsroute ist den ukrainischen Verteidigern nur noch die Straße nach Tschassiw Jar westlich von Bachmut geblieben.

ISW prognostizierte Abzug ukrainischer Truppen aus Bachmut

Am Sonntag hatte das in den USA ansässige Institute for the Study of War (ISW) erklärt, die ukrainische Armee werde wahrscheinlich eher aus Bachmut abziehen als eine vollständige Einkreisung zu riskieren. In seiner abendlichen Videoansprache sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj aber, er habe die Armee angewiesen, unterstützende Kräfte zur Verteidigung der Stadt zu finden. „Ich habe den Generalstabschef angewiesen, die geeigneten Kräfte zu finden, um den Menschen in Bachmut zu helfen“ sagte Selenskyj. Es gebe „keinen Teil der Ukraine, von dem man sagen kann, dass er aufgegeben werden kann“.

Zuvor hatten sich bereits Armeechef Walerij Saluschnyj und der Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen, Oleksandr Syrskyj, bei einem Treffen mit Selenskyj für eine „Fortsetzung des Verteidigungseinsatzes“ und eine „Stärkung unserer Stellung in Bachmut“ ausgesprochen, wie das Präsidialamt mitteilte. Präsidentenberater Michailo Podoljak sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass innerhalb der Armee ein „Konsens“ über die Notwendigkeit bestehe, Bachmut „weiter zu verteidigen“.