Berlin-Die von mehreren Bundesländern erlassenen Beherbergungsverbote für Urlauber aus Corona-Hotspots geraten immer stärker in die Kritik. „Ich halte diese Maßnahme für rechtswidrig, weil sie weder verhältnismäßig noch geeignet ist“, sagte Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) der Bild. Auch der SPD-Politiker und Gesundheitsexperte Karl Lauterbach äußerte massive Kritik. „Keine Studie zeigt, dass das Reisen innerhalb Deutschlands ein Pandemietreiber ist. Ich löse mit diesen Regeln also kein Problem, weil es da kein Problem gibt“, so Lauterbach zur Süddeutschen Zeitung. Und weiter: „Da wurde ein Fehler gemacht, das müsste abgeräumt werden.“
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte am Sonntagabend in der ZDF-Sendung Berlin direkt:„Wir haben Hunderttausende Pendler jeden Tag. Die begegnen sich im Einzelhandel, im Nahverkehr, auf der Arbeit. Und dann darf ein Berliner aber zwei Tage nicht im Spreewald übernachten. Das macht alles keinen Sinn.“
Müller kündigte zudem an, dass die Beherbergungsverbote bei der kommenden Ministerpräsidentenkonferenz am Mittwoch noch einmal beraten werden.
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Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, kritisierte „unkoordinierte Regelungen“ bei Beherbergungsverboten. Dies sorge für große Verunsicherung bei den Unternehmen, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga, Ingrid Hartges, bezeichnete es in der Passauer Neuen Presse als „völlig unbefriedigend, dass wir keine bundeseinheitlichen Regelwerke haben“.
Kanzleramtsminister Helge Braun verteidigte die umstrittene Maßnahme weiterhin. „Mecklenburg-Vorpommern hat als Ganzes eine Inzidenz von etwas um die 5, und Berlin über 60. Wenn es zu solchen Unterschieden im Infektionsgeschehen kommt, ist, glaube ich, ganz klar, dass jeder sich schützen will, und dann ist so was am Ende unvermeidlich“, sagte der CDU-Politiker am Sonntagabend in der ARD-Sendung Bericht aus Berlin.
In einer Reihe von Bundesländern begannen am Wochenende die Herbstferien. Menschen aus Berlin können wegen der Verbote aber nicht einmal jenseits der Stadtgrenze in Brandenburg Urlaub machen. Auch ein Ostsee-Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern ist für sie tabu.