Unnötige Preiserhöhungen: Konzerne nutzen Inflation für Gewinne aus
Seit Beginn des Ukraine-Krieges steigen Inflation und Lebensmittelpreise rasant. Studien kommen zu dem Schluss: Viele Firmen nutzen die Situation gezielt aus.

Ob Lebensmittel, Kleidung oder Tankkosten – aufgrund der Energiekrise und einer rasant gestiegenen Inflationsrate ist für Verbraucher im letzten Jahr vieles teurer geworden. Studien zeigen nun: Unternehmen auf der ganzen Welt haben die Situation offenbar gezielt ausgenutzt, um durch übertriebene Preisanhebungen zusätzliche Gewinne zu erzielen.
Für Konzerne sind Preiserhöhungen – zum Beispiel aufgrund gestiegener Produktions- und Rohstoffkosten – tatsächlich nötig. Unnötige Anhebungen auf Kosten der Verbraucher, die wiederum die Inflation ankurbeln, nennt man auch „Greedflation“ (Gierflation) oder Gewinninflation. Wie aus einer am Montag veröffentlichen Studie der britischen Gewerkschaft United hervorgeht, haben fast alle großen Unternehmen in dem Land auf diese Weise von der Inflation profitiert. „Dieser Bericht legt offen, wie unsere kaputte Wirtschaft manipuliert wird“, erklärte die Gewerkschaftsvorsitzende Sharon Graham.
Ifo-Bericht: Viele Firmen nutzen Inflation für Gewinnsteigerung
Das Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) kommt in einem jüngst veröffentlichten Bericht zu einem ähnlichen Schluss. Die Auswertung von Preissteigerungen und Unternehmensbilanzen aus dem vierten Quartal 2022 zeigt demnach, dass auch deutsche Konzerne „trotz steigender Kosten ihre Gewinne ausweiten konnten“. Dies habe die Inflation auf Verbraucherseite vermutlich noch weiter angekurbelt.
„Diese Firmen haben die Lage genutzt, um ihre Gewinne kräftig zu steigern“, erklärte Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter des Instituts. Positiv für die Verbraucher sei aber, dass die Inflation inzwischen ihren Höhepunkt überschritten habe.
Übergewinne: Milliardeneinnahmen durch EU-Steuer erwartet
Insbesondere Energiekonzerne profitierten zuletzt vor allem vom anhaltenden Angriffskrieg in der Ukraine und der damit verbundenen Gasknappheit. Die EU-Kommission hatte schon im Dezember mit der Einführung eines sogenannten EU-Energiekrisenbeitrags – de facto eine Übergewinnsteuer – darauf reagiert. Die Mitgliedstaaten müssen nun also Gesetze beschließen, nach denen zusätzliche Gewinne von Energieunternehmen teilweise an den Staat gehen.
Auch in Deutschland müssen Firmen wie Eon oder RWE für die Jahre 2022 und 2023 nun wesentlich mehr Steuern zahlen als in den Vorjahren. Wie hoch die Mehreinnahmen durch das Gesetz ausfallen werden, ist nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums noch völlig unklar. Dies geht aus einer Antwort auf die Anfrage des Linken-Abgeordneten Christian Görke vom Januar hervor. Rein rechnerisch dürfte die Summe im Milliardenbereich liegen.
Trotz der jüngst veröffentlichten Zahlen lehnt die Ifo weitere Eingriffe in den Markt ab. „Stattdessen wird man auf herkömmliche Rezepte setzen müssen“, heißt es in dem Bericht. Es liege also eher an der Europäischen Zentralbank (EZB), die gestiegene Inflation im kommenden Jahr in den Griff zu bekommen. (mit dpa)
