Kein Unterhalt: Alleinerziehende in Berlin warten wochenlang auf Geld
Können Väter oder Mütter keinen Unterhalt zahlen, müssen die Berliner Jugendämter einspringen. Doch die brauchen ewig, um Anträge zu genehmigen.

Berlin ist die Stadt der Alleinerziehenden: Wenn sich die Eltern trennen und einer die Erziehung übernimmt, zahlt der andere Unterhalt. In Deutschland müssen in den meisten Fällen die Väter für Unterhalt aufkommen, manchmal aber auch Mütter. Sind sie nicht in der Lage, Unterhalt zahlen, übernimmt das das Jugendamt. Der Fachausdruck dafür lautet Unterhaltsvorschuss. Betroffene Mütter oder Väter müssen Anträge stellen, um das dringend benötigte Geld zu bekommen.
Doch in Berlin ist die Bearbeitungsdauer in den Jugendämtern dafür sehr lang: Im Schnitt dauerte im Jahr 2021 die Bearbeitung solcher Anträge 5,9 Wochen. Am längsten dauerte es in Lichtenberg mit elf Wochen. Am schnellsten ging die Bearbeitung in Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick mit jeweils zwei Wochen. Die Zahlen gab die Senatsverwaltung für Bildung nach einer parlamentarischen Anfrage der FDP bekannt. Das Papier liegt der Berliner Zeitung exklusiv vor.
Die Mühlen der Jugendämter mahlen extrem langsam, wie die Zahlen zeigen. Doch den Alleinerziehenden in Berlin können nicht auf die Behörden warten. Ihnen und nicht zuletzt Tausenden Kindern in Berlin fehlt das so dringend benötigte Geld mitten in der anhaltenden Corona-Krise. Von den 18.197 Anträgen auf Unterhaltsvorschuss im vergangenen Jahr konnten laut Senatsangaben nur 43 Prozent bewilligt werden. In den anderen Fällen wurden die Anträge entweder abgelehnt und noch nicht bearbeitet. Anträge bleiben also liegen.
In den Berliner Jugendämter sind über 25 Stellen unbesetzt
Der Grund für das Behörden-Chaos in Berlin ist der Personalmangel. In den Jugendämtern der Hauptstadt sind zusammengenommen 25,7 Stellen derzeit unbesetzt. Den höchsten Wert hat hier der Bezirk Mitte mit 5,7 unbesetzten Stellen.
Die FDP-Abgeordnete Maren Jasper-Winter stellte die parlamentarische Anfrage beim Senat und beobachtet den Behörden-Missstand schon sehr lange. „Für viele Familien ist der Unterhaltsvorschuss existenzsichernd. Deshalb ist es ein unzumutbarer Zustand, dass mitten in der Corona-Krise Kinder und Familien in einem Drittel aller Bezirke mindestens acht Wochen auf den Unterhaltsvorschuss warten müssen. Die Betroffene werden wochenlang von den Bezirken im Stich gelassen“, erklärt die FDP-Politikerin der Berliner Zeitung.
Dabei ist das Versagen hausgemacht. Denn trotz der Finanzierung von zusätzlichen Stellen sind weiterhin viele Stellen nicht besetzt.
