USA: Facebook half, 17-Jährige wegen Abtreibung zu belangen

Einer 17-Jährigen und ihrer Mutter wird wegen einer Abtreibung der Prozess gemacht. Hauptbeweismittel sind „private“ Facebook-Nachrichten.

Verbraucherschützer kritisieren den mangelnden Datenschutz beim Social-Media-Riesen Facebook (Symbolbild).
Verbraucherschützer kritisieren den mangelnden Datenschutz beim Social-Media-Riesen Facebook (Symbolbild).AFP/Kirill Kudryavtsev

Nach einer medikamentösen Abtreibung werden einem 17-jährigen Mädchen und deren Mutter im US-Bundesstaat Nebraska mehrere Verbrechen zur Last gelegt. Wie aus Gerichtsdokumenten hervorgeht, die der Plattform Motherboard vorliegen, erfuhr die Polizei durch private Facebook-Nachrichten von dem Schwangerschaftsabbruch. Experten befürchten einen Trend – und fordern von Technologie-Konzernen Nachbesserung beim Datenschutz.

Den Gerichtsunterlagen zufolge befand sich die 17-jährige Celeste Burgess zum Zeitpunkt der Abtreibung in der 28. Schwangerschaftswoche. Den Kauf der verbreiteten Abtreibungsmedikamente Mifepriston und Misoprostol sollen die Teenagerin und ihre Mutter über Facebook-Chats besprochen haben. In Nebraska sind Abtreibungen ab der 20. Schwangerschaftswoche strafbar.

Mutter und Tochter wegen „Versteckens einer Leiche“ angeklagt

Der Mutter des Mädchens werden mehreren Straftaten vorgeworfen, neben der Durchführung einer illegalen Abtreibung auch das Verstecken beziehungsweise Entfernen einer Leiche. Aus den Gerichtsdokumenten geht hervor, dass Jessica Burgess und ihre Tochter nach dem Schwangerschaftsabbruch zunächst versucht haben sollen, den Fötus zu verbrennen, ihn schließlich aber begruben.

Anzeige | Zum Weiterlesen scrollen

Da in den USA nicht die schwangeren Frauen selbst, sondern die ausführenden Ärzte für Abtreibungen belangt werden, wird die 17-Jährige selbst nur wegen des Versteckens einer Leiche angeklagt. Ihr soll nicht nach dem Jugendstrafrecht, sondern als Erwachsene der Prozess gemacht werden.

Den betreffenden Durchsuchungsbefehl stellte die örtliche Polizei im Juni dieses Jahres – wenige Wochen, bevor der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten das Grundsatzurteil „Roe v. Wade“ kippte. Durch das historische Urteil ist es den US-Bundesstaaten wieder möglich, Abtreibungen nahezu gänzlich zu verbieten. Viele Bürgerrechtler befürchten nun eine drastische Verschlechterung der Lebensumstände und gesundheitlichen Situation für Frauen in den USA.

Experte: Facebook muss Nutzerdaten besser schützen

Im Fall Celeste Burgess zeigten sich auch Datenschützer alarmiert. „In Ländern, in denen Abtreibungen strafrechtlich verfolgt werden, wird jedes Unternehmen, das persönliche Daten sammelt und speichert, irgendwann mit Durchsuchungsbefehlen von Behörden konfrontiert werden“, sagte Datenschutzexperte Logan Koepke dem Guardian. Laut Koepke liege es nun an den Technologie-Konzernen selbst, „die Art und Weise einzuschränken, wie sie Daten sammeln, speichern oder anderweitig nutzen“.

Eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die das Abgreifen privater Nachrichten nahezu unmöglich macht, ist bei Facebook nicht voreingestellt. Auf richterliche Anordnung könne Facebook private Nachrichten derzeit also ohne Weiteres herausgeben – so auch im Fall der 17-jährigen Celeste, deren Prozess im Oktober beginnen soll.