Zwei Tage nach der Gewalttat bei einer Straßenparade zum US-Nationalfeiertag in einem Vorort von Chicago hat der mutmaßliche Täter gestanden, auf die Menschenmenge geschossen zu haben. Das sagte der Staatsanwalt des Bezirks Lake County, Eric Rinehart, am Mittwoch. Nach Angaben des Polizeisprechers Christopher Covelli hatte der 21-Jährige nach der Tat „ernsthaft in Erwägung gezogen“, mit einer weiteren Waffe ein zweites Attentat in der etwa zweieinhalb Autostunden entfernten Stadt Madison im Bundesstaat Wisconsin zu begehen.
In Highland Park hatte ein Schütze am Montag, dem Unabhängigkeitstag der USA, das Feuer eröffnet. Nach Polizeiangaben feuerte er mit einem Gewehr vom Dach eines Geschäftsgebäudes aus wahllos auf die feiernde Menschenmenge und gab etwa 70 Schüsse ab. Sieben Menschen starben, mehr als 35 wurden verletzt.
Mutmaßlicher Schütze von Highland Park wegen Mordes angeklagt
Der mutmaßliche Täter ist wegen Mordes in sieben Fällen angeklagt – weitere Anklagen dürften nach Aussagen des Staatsanwaltes folgen. Im Falle einer Verurteilung würden bereits die Anklagen wegen Mordes ersten Grades zu einer lebenslangen Haftstrafe ohne Chance auf vorzeitige Entlassung aus dem Gefängnis führen.
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Nach Angaben eines Polizeisprechers hatte der 21-Jährige seine Tat offenbar wochenlang vorbereitet. Sein Motiv war weiter unklar. Der an Hals und Gesicht tätowierte junge Mann hatte sich am Tag des Angriffs als Frau verkleidet, um seine Identität zu verschleiern und leichter fliehen zu können.
Polizei: Keine Hinweise auf rassistisches oder religiöses Motiv
Er wurde schließlich Stunden später nach fieberhafter Fahndung und einer kurzen Verfolgungsjagd im Auto seiner Mutter festgenommen. In dem Fahrzeug wurde ein zweites Gewehr gefunden. Beide Waffen hatte er laut Polizei legal erworben.
Der mutmaßliche Schütze hatte aber in der Vergangenheit psychische Probleme und war durch drohendes Verhalten aufgefallen. 2019 wurde die Polizei gleich zweimal zu seinem Haus gerufen, wie ein Polizeisprecher am Dienstag sagte. Beim ersten Mal wegen eines Suizidversuchs und beim zweiten Mal, nachdem der 21-Jährige nach Angaben eines Verwandten gedroht hatte, in der Familie „alle zu töten“.
Damals beschlagnahmte die Polizei 16 Messer, einen Dolch und ein Schwert. Festgenommen wurde der mutmaßliche Schütze aber nicht. Die Behörden untersuchen Beiträge und Videos, die er im Internet veröffentlicht hatte.
Mutmaßlicher Schütze soll Affinität zu Waffen gehabt haben
In einigen seiner inzwischen gelöschten Beiträge spielte der Amateur-Musiker, der sich selbst „Awake the Rapper“ nennt, auf Waffen und Schießereien an. In einem anderen sagt er: „Ich hasse es, wenn andere im Internet mehr Aufmerksamkeit bekommen als ich.“
Nach den tödlichen Schüssen droht dem 21-Jährigen lebenslange Haft. Staatsanwalt Rinehart sprach von einer lebenslangen Freiheitsstrafe ohne die Möglichkeit einer vorzeitigen Haftentlassung im Falle einer Verurteilung. Die Todesstrafe wurde im Bundesstaat Illinois schon vor Jahren abgeschafft.
Das Blutbad am US-Nationalfeiertag hatte landesweit für Entsetzen gesorgt. Am Dienstag besuchte Vizepräsidentin Kamala Harris den Ort des Angriffs. Sie mahnte erneut einen entschiedeneren Kampf gegen Schusswaffengewalt an und warnte: „Das hier könnte überall passieren, in jeder friedliebenden Gemeinde.“
