USA schrauben Visa-Bearbeitung in Kuba wieder hoch

Kubaner flüchten in Scharen in die USA.  Deshalb will die US-Botschaft in Havanna erstmals seit 2017 wieder in vollem Umfang Migrationsvisa bearbeiten.

Im Oldtimer fährt durch Havanna. Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage flüchten immer mehr Kubaner in die USA. 
Im Oldtimer fährt durch Havanna. Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage flüchten immer mehr Kubaner in die USA. dpa/Ramon Espinosa

Angesichts der deutlich zunehmenden Einwanderung aus Kuba wollen die USA erstmals seit 2017 in ihrer Botschaft in Havanna wieder in vollem Umfang Migrationsvisa bearbeiten. Das Personal in der Botschaft werde aufgestockt und die legalen Wege für Kubaner, in die USA einzureisen, würden erweitert, teilte die US-Vertretung in dem sozialistischen Karibikstaat am Mittwoch mit.

Ab früh im kommenden Jahr sollen demnach Interviews zu Visumsanträgen von Kubanern mit Angehörigen in den USA wieder in der Botschaft in der kubanischen Hauptstadt geführt werden - derzeit müssen Antragsteller dafür in den südamerikanischen Küstenstaat Guyana reisen. Auch soll ein Programm zur Zusammenführung kubanischer Familien in den USA beschleunigt werden.

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Mehr als 175.000 Kubaner an der Grenze zu Mexiko aufgegriffen

Angesichts schwerer wirtschaftlicher Probleme und der Unterdrückung von Protesten gegen die Regierung im Juli 2021 erlebt Kuba derzeit seine größte Auswanderungswelle seit Jahrzehnten. Mehr als 175.000 Kubaner wurden nach Zahlen des US-Grenzschutzes seit Oktober an der Grenze zu Mexiko aufgegriffen. Hinzu kommen Tausende weitere, die es auf dem etwa 150 Kilometer weiten Seeweg versuchten.

Die USA können über die Landgrenze eingereiste Kubaner - ebenso wie Migranten aus Venezuela und Nicaragua, deren Zahlen ebenfalls zuletzt deutlich stiegen - in der Regel nicht abschieben, weil ihr Herkunftsland sie nicht aufnimmt.

US-Botschaft in Havanna im Jahr 2015 wiedereröffnet

Zwei Jahre nach der kubanischen Revolution von 1959 hatten die USA die diplomatischen Beziehungen mit Kuba abgebrochen, 1977 wurden in beiden Staaten sogenannte Interessenvertretungen eingerichtet. Unter den damaligen Präsidenten Barack Obama und Raúl Castro wurde die US-Botschaft im Jahr 2015 wiedereröffnet. Wegen des „Havanna-Syndroms“ - Diplomaten aus den USA und Kanada klagten über rätselhafte Symptome wie Kopfschmerzen und Hörverlust - reduzierten die USA das Personal ab 2017 jedoch auf ein Minimum. Im Mai nahm die Botschaft die Konsulardienste in begrenztem Umfang wieder auf.