Veganismus eine Religion? Bundesheer will Soldaten nicht vegan bewirten
Tischdebatte im österreichischen Bundesheer: Eine Bürgerinitiative will eine vegane Option für Soldaten. Das Verteidigungsministerium reagiert unwirsch.

Soldaten des österreichischen Bundesheeres fordern in einer Petition ein veganes Gericht auf dem Speiseplan. Wie der Standard berichtet, sorgt dies für Diskussionsstoff im Militär. Denn der Veganismus, so argumentieren vegan lebende Soldaten, sei eine Weltanschauung – und damit einer Religion wie dem Islam oder dem Judentum, für deren Anhänger es bereits Sonderkost gibt, gleichrangig. So erhalten Strenggläubige sogar nach entsprechenden Vorschriften zubereitete Speisen.
Das Bundesheer lehnt das Ansinnen der vegan lebenden Soldaten ab. Die Begründung aus dem Verteidigungsministerium: Man müsse für die Veganer eine eigene Verpflegungslinie aufbauen, dabei habe man beispielsweise in der Kaserne Tamsweg nur „vielleicht fünf Veganer“. Zudem würde laut ORF der vom Ministerium hinzugezogene Ernährungswissenschaftler vegane Speisen als „nicht vollwertige Kost“ bewerten.
Bundesheer-Einsatz in der West-Sahara mit veganer Verpflegung?
Zudem sei das Bundesheer für den Einsatz ausgerichtet und „kein Gastronomieunternehmen“, heißt es aus dem Verteidigungsministerium. So würde es beispielsweise beim Einsatz in der Westsahara schwierig werden mit der veganen Verpflegung, so ein Sprecher. Man könne nicht um ständig alle Wünsche in den Kasernen zu befriedigen, auf die kriegsbereite Einsatzorganisation des Heeres verzichten, erklärt der Sprecher weiter.
Auch wenn Veganismus dem Standard zufolge tatsächlich einer Weltanschauung gleicht und der entsprechende Artikel 9 in Österreich Verfassungsrang hat, ist fraglich, ob die Veganer im österreichischen Militär ihre Forderung auch vor Gericht durchsetzen könnten. Denn: „Es ist wie bei anderen Grundrechten auch. Dass ein Gut schützenswert ist, heißt nicht, dass in den Schutz nicht auch eingegriffen werden kann“, sagt Verfassungs- und Verwaltungsrechtler Peter Bußjäger gegenüber dem Standard. Es könnte durchaus zu Schwierigkeiten auf dem Feld kommen, wenn das Bundesheer permanent eine vegane Mahlzeit anbieten müsste. Mit diesem Umstand müsse sich im Falle des Falles auch die Justiz befassen.
Aktuell müssen sich Veganer im Bundesheer mit den Beilagen bescheiden. Religiöse Gruppen werden dem Bericht zufolge an einzelnen Kasernen zusammengezogen. Zudem gebe es so wenige Juden im Bundesheer, dass man ihnen Essensgutscheine für ein koscheres Restaurant in der Wiener City aushändigt. In größeren Armeen wie in Israel oder England gibt es bereits veganes Essen auf dem militärischen Speiseplan.
