Verbrechen während argentinischer Militärdiktatur: Razzia bei Verdächtigem in Berlin

Ein Deutsch-Argentinier, der in Berlin lebt, soll während der Militärdiktatur in Argentinien Menschen getötet haben. Die Polizei durchsuchte seine Wohnung.

Polizisten bei einer Durchsuchung. Die Polizei führte am Dienstag eine Razzia bei einem Deutsch-Argentinier durch, der unter Mordverdacht steht.  
Polizisten bei einer Durchsuchung. Die Polizei führte am Dienstag eine Razzia bei einem Deutsch-Argentinier durch, der unter Mordverdacht steht. Paul Zinken/dpa

Ein in Berlin lebender Deutsch-Argentinier soll während der argentinischen Militärdiktatur an der Ermordung vieler Menschen beteiligt gewesen sein. Er wurde deswegen von Interpol gesucht.

Der Mann steht weiterhin unter Mordverdacht. Am Dienstag durchsuchte die Berliner Polizei seine Wohnung in Prenzlauer Berg, wie die Staatsanwaltschaft auf Anfrage der Berliner Zeitung mitteilte. Tatvorwürfe sind die Entführung, Folterung und Ermordung von mindestens 15 namentlich bekannten jungen Frauen und Männern. Der argentinischen Militärdiktatur von 1976 bis 1983 sollen im Rahmen geheim gehaltener Operationen bis zu 30.000 Menschen zum Opfer gefallen sein.

Mann soll auf einem Marinestützpunkt in Argentinien Menschen getötet haben

Der Verdächtige soll in Argentinien von Anfang 1976 bis Anfang 1977 auf einem Marinestützpunkt eine Einheit sogenannter taktischer Taucher als Kommandant befehligt haben. Diese Einheit verfolgte vermeintliche und tatsächliche Oppositionelle. 

Den Opfern wurde meist unter dem Vorwand, sie an andere Orte zu bringen, ein angebliches Mittel gegen Reisekrankheit verabreicht. Durch dieses Mittel sollen sie tatsächlich betäubt worden sein, um sie dann beispielsweise über dem Meer oder über der nahe gelegenen Mündung des Río de la Plata aus großer Höhe aus Flugzeugen lebend abzuwerfen.

Argentinier kann wegen deutscher Vorfahren nicht ausgeliefert werden

Die Staatsanwaltschaft Berlin will den 75-Jährigen wegen Mordes anklagen, wie es weiter hieß. Beweise wie Dokumente, Unterlagen und Datenträger wurden gesichert, die Aufschluss über die Rolle des Beschuldigten in Zusammenhang mit dem „Verschwindenlassen“ von Oppositionellen und deren mutmaßlicher Tötung geben. Verhaftet wurde der Verdächtige aber nicht.

Wegen der Vorwürfe wird seit mehreren Jahren gegen den Mann in Deutschland wie auch in Argentinien ermittelt. Denn im Hinblick auf das argentinische Verfahren soll sich der Beschuldigte nach Deutschland abgesetzt haben. Da er sowohl deutscher als auch argentinischer Staatsangehöriger ist, kann er jedoch nicht ausgeliefert werden.