Vergiftungsfälle im Iran: Journalist nach Berichten festgenommen

Nach mysteriösen Vergiftungsfällen im Iran wurde ein Journalist festgenommen, der er über die Vorfälle berichtet hatte. Seine Festnahme sorgt für Kritik. 

Die ersten Fälle der mysteriösen Vergiftungen an Mädchenschulen  wurden bereits im November gemeldet. Irans Regierung geht von gezielten Angriffen aus.
Die ersten Fälle der mysteriösen Vergiftungen an Mädchenschulen wurden bereits im November gemeldet. Irans Regierung geht von gezielten Angriffen aus.dpa

Teheran-Nach der Berichterstattung über die mysteriöse Vergiftungswelle im Iran ist laut Medien ein Journalist festgenommen worden. Der Zeitungsjournalist Ali Purtabatabai sei inhaftiert worden, berichtete die Zeitung Entekhab am Sonntagabend (Ortszeit) unter Berufung auf dessen Schwester.

Der Journalist arbeitete demnach in der religiösen Hochburg Ghom, wo vor Monaten die ersten Vergiftungsfälle gemeldet wurden. Genauere Informationen waren zunächst nicht bekannt.

Die Festnahme trage nicht zur „Entmystifizierung der Gerüchte und Nachrichten“ bei, schrieb der Reformpolitiker und Journalist Abbas Abdi auf Twitter. Es mache die Gerüchte „noch schlimmer. Ich hoffe, er wird bald freigelassen.“

Chamenei: Vergiftungswelle „unverzeihliches Verbrechen“

Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei bezeichnete die Vergiftungswelle an Mädchenschulen als „unverzeihliches Verbrechen“. „Die Urheber dieses Verbrechens müssen streng bestraft werden. Es wird keine Amnestie für solche Leute geben“, sagte der Religionsführer laut der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA. „Die Behörden müssen den Fall der vergifteten Schulkinder ernsthaft untersuchen“, sagte das Staatsoberhaupt. Chamenei, der im Iran in allen strategischen Belangen das letzte Wort hat, äußerte sich damit erstmals zu der landesweiten Vergiftungswelle.

Die ersten Fälle der mysteriösen Vergiftungen wurden bereits im November gemeldet. Irans Regierung geht von gezielten Angriffen aus. Betroffen sind fast ausschließlich Mädchenschulen. Landesweit wurden bisher Hunderte Schülerinnen in Krankenhäusern behandelt. Eltern und Angehörige sind empört und wütend, noch immer gibt es keine offizielle Erklärung. Sie werfen den Behörden Versagen vor und geben ihnen eine Mitschuld. Ärzte sprechen von Giftgasangriffen.