Finanzminister Christian Lindner (FDP) hat mit seinem „Gratismentalität“-Spruch in der Debatte um das 9-Euro-Ticket scharfe Kritik auf sich gezogen. Der Paritätische Wohlfahrtsverband kritisierte Lindners Nein zur Staatsfinanzierung einer Nachfolgelösung für das günstige Ticket. Vor allem aber sei Lindners Tonfall fehl am Platz. „Menschen wissen nicht, wie sie über den Monat kommen sollen, Menschen sind verzweifelt, und dann von ‚Gratismentalität‘ zu sprechen, ist eine Frechheit“, so Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider bei RTL/ntv.
Lindner hatte gesagt, er sei von einer „Gratismentalität à la bedingungsloses Grundeinkommen“ auch im öffentlichen Nahverkehr nicht überzeugt. Er halte es nicht für fair, wenn die Menschen auf dem Land, die keinen Bahnhof in der Nähe haben und auf das Auto angewiesen seien, den günstigen Nahverkehr subventionierten. Schneider hingegen warb für ein 365-Euro-Ticket. Das sei ökologisch und sozial vernünftig.
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Riexinger: „Lindner ersetzt Politik immer mehr mit Comedy“
Kritik an Lindner kam auch von der Linkspartei: „Finanzminister Lindner ersetzt Politik immer mehr mit Comedy“, twitterte der Linke-Politiker Bernd Riexinger. „Er spricht von Gratismentalität beim 9-Euro-Ticket, verschenkt selbst aber Steuermilliarden mit dem Tankrabatt und schont die Gewinne vom Krieg“, so der ehemalige Parteivorsitzende der Linken. „Blöd nur, dass niemand über diese Form der Comedy lachen kann.“
Finanziminister #Lindner ersetzt Politik immer mehr mit Comedy. Er spricht von #Gratismentalität beim #9EuroTicket, verschenkt selbst aber Steuermilliarden mit dem Tankrabatt und schont die Gewinne vom Krieg. Blöd nur, dass niemand über diese Form der Comedy lachen kann.
— Bernd Riexinger ☮︎ (@b_riexinger) August 7, 2022
9-Euro-Ticket boomt: So viele Fahrscheine wurden schon verkauft
Die Nachfrage nach dem 9-Euro-Ticket bleibt derweil hoch: Seit dem Verkaufsstart Ende Mai bis einschließlich Montag sind dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zufolge bundesweit 38 Millionen 9-Euro-Tickets verkauft worden. „Hinzu kommen die jeweils etwa zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, die monatlich das vergünstigte Ticket automatisch erhalten“, teilte der Verband mit. Ferienbedingt habe der VDV lediglich einen leichten Rückgang bei den Verkäufen festgestellt.
