Verkürzung des Genesenen-Status: Wusste Lauterbach nicht Bescheid?

Selbst für den Gesundheitsminister kam die Änderung des Genesenen-Stauts „überraschend“, wie er nun erklärte. RKI-Chef Wieler steht erneut in der Kritik.

Expertengespräche: Karl Lauterbach (SPD) und RKI-Chef Lothar Wieler
Expertengespräche: Karl Lauterbach (SPD) und RKI-Chef Lothar Wielerimago/Emmanuele Contini

„Quasi über Nacht“ hat das Robert-Koch-Institut vor zwei Wochen den Genesenen-Status von 180 auf 90 Tage verkürzt. Für Gesundheitsminister Karl Lauterbach kam dieser RKI-Beschluss offenbar genauso überraschend kam wie für Millionen Deutsche. Denn Lauterbach war von dieser Änderung nicht unterrichtet worden, wie er nun in einem FAZ-Interview erklärte.

Die Bild hat RKI-Chef Lothar Wieler daraufhin mit der Frage konfrontiert, seit wann seine Behörde an der Verkürzung des Genesenenstatus arbeitete. Das RKI antwortete knapp: Zu „etwaigem behördeninternen Austausch“ über „etwaige Entscheidungsfindungen“ werde „nicht öffentlich Stellung genommen“.

Lauterbach: „Pandemien kontrolliert man nicht, man minimiert die Folgen“

Gesundheitsminister Lauterbach war es dann, der diese Änderung in der Bund-Länder-Runde kommunizieren musste. Er war es auch, der den Frust und Unmut mancher Politiker einsteckte: Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier soll während der Ministerpräsidentenkonferenz der Kragen geplatzt sein, heißt es. Lauterbach habe den Ländern zuvor zugesichert, sie rechtzeitig über Änderungen für Genesene zu informieren. Nur sind diese Änderungen vor Erlass offenbar nicht über seinen Tisch gegangen.

Das Bild einer professionellen Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsministerium und Robert-Koch-Institut scheint mehr und mehr zu bröckeln. „Pandemien kontrolliert man nicht, man minimiert die Folgen“, so Lauterbach gegenüber der FAZ. Ob er sich damit explizit gegen Lothar Wieler und das RKI richtet oder grundlegende Kritik an Testinfrastruktur und Regelchaos übt, bleibt offen. Nur so viel ist klar: Solche Kritik adressiert immer auch ihn selbst, der Gesundheitsminister hat es in der Hand.