TikTok sperrt umstrittenes Melnyk-Interview

Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk irritierte mit Äußerungen zum ukrainischen Ultranationalisten Stepan Bandera. Nun wurde ein Teil des Interviews gesperrt.

Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk steht in der Kritik.
Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk steht in der Kritik.Imago/Metodi Popow

Die Videoplattform TikTok hat einen Teil des umstrittenen Interviews des ukrainischen Botschafters Andrij Melnyk mit dem Journalisten Tilo Jung gesperrt. Die politische Online-Sendung „Jung & Naiv“, bei der das Interview erschienen war, teilte dies auf Twitter mit. Melnyk hatte im Interview Aussagen zum ukrainischen Nationalisten Stepan Bandera getätigt, die später scharf kritisiert wurden. Offenbar will TikTok im Laufe des Vormittags eine Erklärung zur Sperrung des Videos abgeben. Der Sender n-tv hatte zuerst darüber berichtet.

Auf dem Screenshot, den „Jung & Naiv“ auf Twitter teilte, ist der Hinweis von TikTok zu sehen, dass der Video-Ausschnitt des Interviews mit Melnyk gegen die Community-Richtlinien verstoße. „Jung & Naiv“ sprach auf Twitter von „Zensur von Journalismus“. Auf der Plattform TikTok ist der erste Teil des Interviews nicht mehr zu sehen.

Der ukrainische Nationalist und Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera wird von internationalen Faschismusforschern unter anderem für die Beteiligung seiner Anhänger an Pogromen gegen die jüdische Zivilbevölkerung als Faschist eingestuft. Der ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, nahm ihn im Interview mit „Jung & Naiv“ jedoch in Schutz. Melnyk bestritt unter anderem, dass es Beweise für den Massenmord an Juden durch die Truppen des ukrainischen Nationalistenführers Stepan Bandera gebe.

Das ukrainische Außenministerium distanzierte sich von Melnyks Aussagen, die israelische Botschaft in Deutschland warf Melnyk die Verharmlosung des Holocaust vor. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, kritisierte die Äußerungen des ukrainischen Botschafters ebenfalls als „problematisch“.