Virologe Stöhr warnt vor Panikmache wegen Omikron

Er könne nicht ganz nachvollziehen, woher die dramatische „Linguistik“ komme, mit der die Ausbreitung der Omikron-Variante beschrieben werde, so Stöhr.

Virologe Klaus Stöhr
Virologe Klaus StöhrImago/teutopress

Der Virologe Klaus Stöhr hat angesichts der drohenden Omikron-Welle vor Panikmache gewarnt. In einem Interview mit dem NDR sagte Stöhr, das Coronavirus entwickele sich derzeit so wie von vielen Forschern vorhergesagt: mit höherer Infektiosität, aber deutlich milderen Erkrankungsverläufen. Dies hätten Daten aus Südafrika und eine belastbare Studie aus England gezeigt. 

„Das Virus hat sich angepasst. Dadurch, dass jetzt mehr die oberen Atemwege betroffen sind, also Nase und Rachen, und weniger die Lunge, wird der Erkrankungsverlauf milder“, so Stöhr. Zudem verkürze sich die Inkubationszeit. Das seien deutliche Zeichen für eine Anpassung an den Menschen, sagte Stöhr dem Sender.

In Deutschland werde es vermutlich demnächst zu einer starken Zunahme der Fälle durch Omikron kommen, schätzt der Virologe die Lage ein. Die Beispiele England und Dänemark zeigten, dass dort die Inzidenz um ein Vielfaches höher liege als derzeit in Deutschland. Allerdings lägen auf den Intensivstationen in beiden Ländern nur ein Viertel so viele Fälle pro 100.000 Einwohner wie hierzulande.

Stöhr: „Unterschiedliche Risikothermometer für Omikron-Temperatur“

Stöhr zufolge messe man „mit unterschiedlichen Risikothermometern, wie hoch die Omikron-Temperatur ist“. Er könne nicht ganz nachvollziehen, woher die teilweise dramatische „Linguistik“ komme, mit der die Ausbreitung der Variante in Deutschland beschrieben werde.

Nach Silvester werde die Meldeinzidenz sehr stark zunehmen. „Und die Berufsgruppen, die sehr stark davon betroffen sind, in denen wird es zu Ausfällen kommen. Aber zum Glück wird sich die Belegung auf den Intensivstationen und auch die Todesfallrate davon abkoppeln“. Darauf müsse man sich auch mit den Bekämpfungsmaßnahmen einstellen. „Das heißt auch, die Quarantäne zu überdenken“, sagte Stöhr.