Rund drei Monate nach dem ersten Affenpocken-Nachweis in Deutschland hat das Robert-Koch-Institut (RKI) in seiner Lage-Einschätzung am Dienstag erstmals bekannt gewordene Ansteckungen bei Minderjährigen vermeldet. Zunächst hatte der Spiegel über zwei Betroffene im Alter von 15 und 17 Jahren berichtet.
Wie aus einer RKI-Datenbank hervorgeht, stammen die Fallmeldungen aus Stuttgart und Erfurt und beziehen sich auf die Ansteckungen zweier männlicher Jugendlicher von Mitte Juli. Insgesamt sind dem RKI mittlerweile 2724 Infektionen aus allen Bundesländern übermittelt worden, fast ausschließlich handelt es sich um Männer.
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RKI: Inzidenz in Berlin mit Abstand am höchsten
„Die Übertragungen erfolgen in diesem Ausbruch nach derzeitigen Erkenntnissen in erster Linie im Rahmen von sexuellen Aktivitäten, aktuell insbesondere bei Männern, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern haben“, erklärt das RKI. „Bislang sind nur fünf weibliche Fälle in Deutschland übermittelt worden.“ Mit Abstand am höchsten ist die Inzidenz in Berlin. „Soweit bekannt, erkranken die meisten Betroffenen nicht schwer“, schreibt das RKI.
Die Mortalitätsrate in den Ländern außerhalb Afrikas bleibe „extrem gering“, teilte der Leiter der Ambulanz für Infektiologie und Immunologie am Universitätsklinikum Bonn, Jürgen Rockstroh, auf Anfrage mit. In den vergangenen Tagen waren in mehreren Ländern neue Todesfälle gemeldet worden, darunter zwei erste in Spanien. Der Experte sieht hierfür aber mehrere Gründe: So könne etwa das Ausrufen der gesundheitlichen Notlage mit internationaler Tragweite durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einigen Tagen zu einer verbesserten Überwachung geführt haben.
Gleichzeitig gebe es nun mehr als 20.000 Fälle weltweit, sodass auch mehr Fälle ausgewertet würden, betonte Rockstroh. Darüber hinaus müssten Vorerkrankungen der Betroffenen erfasst werden, um Faktoren zu finden, die das Risiko für Krankenhauseinweisung und Tod erhöhen. Schwere Immunsuppression scheine das Risiko für einen ungünstigen Verlauf zu vergrößern.
