Neukölln: Vize-Bürgermeister kritisiert Polizei im Umgang mit Clan-Kriminellen
2019 gab es laut LKA-Bericht fünf Ermittlungskomplexe gegen Rockerkriminalität und sieben Verfahren gegen russisch-eurasische Kriminelle.

Berlin-Der Vize-Bürgermeister von Neukölln, Falko Liecke (CDU), hat die Arbeit der Polizei und der Politik im Umgang mit arabisch- und tschetschenischstämmigen Clan-Mitgliedern kritisiert. Dem Focus-Magazin sagte der Gesundheitsstadtrat am Sonntag: „Wenn sieben breitbeinige Männer mit glitzernden Uhren darüber entscheiden, ob es in Berlin einen Frieden gibt, dann hat der Rechtsstaat fertig.“ Daran, dass die Kämpfe zwischen den Mitgliedern beendet würden, glaubt er nicht.
Auch Marcel Luthe, ein Abgeordneter ohne Parteizugehörigkeit im Berliner Landtag und Clan-Experte, äußerte sich gegenüber dem Focus zu den Kämpfen der Kriminellen. Die Tschetschenen seien üblicherweise „kriegserfahrene Islamisten und organsierte Kriminelle in Personalunion“. Der Senat habe keine langfristige Strategie. Dort, wo Innensenator Andreas Geisel die arabischen Clan-Mitglieder schwäche, „gehen nahtlos die Tschetschenen rein.“
LKA: 56 Verfahren in Berlin gegen OK-Banden mit 432 Verdächtigen
Ein Clan-Experte aus dem Kommissariat 412 des Berliner Landeskriminalamts sieht die Zukunft der Berliner Unterwelt laut Focus so: „Die Tschetschenen wollen an die Fleischtöpfe. Für diese archaischen Typen sind die Araber, die teure Autos fahren, fett, dekadent und müde. Auf mittlere Sicht werden sie sich durchsetzen. Schon heute kontrollieren sie den Drogenhandel.“
Die Erkenntnisse der Polizei zur organisierten Kriminalität in Berlin sind auch Thema am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. Dabei geht es um nicht mehr ganz so aktuellen Zahlen des Landeskriminalamtes (LKA) sowie um die Zahlen aus Deutschland zum Jahr 2019 - der Tagesordnungspunkt wurde im vergangenen Jahr verschoben und wird erst jetzt behandelt.
2019 wurden laut dem bereits veröffentlichten LKA-Bericht 56 Verfahren gegen Banden der organisierten Kriminalität mit insgesamt 432 Verdächtigen geführt. Elf Verfahren richteten sich gegen Mitglieder von Clans. Vier Mal ging es um Diebstahl und Einbruch, vier weitere Mal um Rauschgifthandel und -schmuggel. Daneben gab es zwei weitere Schwerpunkte: Fünf Ermittlungskomplexe gegen Rockerkriminalität und sieben Verfahren gegen russisch-eurasische Kriminelle.
Bundesweit waren es 579 Ermittlungsverfahren. Berlin stand nach Nordrhein-Westfalen, Bayern und Niedersachsen an vierter Stelle.
