Vorwürfe gegen Polizei Berlin: „Sei keine Pussy, sei ein Mann“

Ein Klimaaktivist soll in Berlin Polizeigewalt erfahren haben. Die Polizei hat eine andere Version des Vorfalls. Jetzt äußert sich Rafid Kabir bei Instagram.

Rafid Kabir macht der Polizei Berlin schwere Vorwürfe.
Rafid Kabir macht der Polizei Berlin schwere Vorwürfe.Screenshot

Haben Berliner Polizisten vier Aktivisten misshandelt oder nicht? Fridays fot Future behauptet ja, die Polizei sagt nein. Kern der Vorwürfe: Vier Aktivisten (junge Schwarze, Indigene und People of Color (BIPoC) hätten in der Nacht des 2. Juli bei einem Treffen in Kreuzberg „brutale, rassistische Polizeigewalt“erfahren. Die Polizei dagegen teilte mit, dass die jungen Männer eine Polizeikontrolle gestört und nicht auf Anweisungen gehört hätten. Jetzt sich Rafid Kabir, einer der Betroffenen, ausführhlich auf Instagram geäußert und seine Sicht der Dinge dargestellt.

Er schreibt: „Als die Polizeibeamten immer aggressiver wurden gegenüber den Schwarzen Menschen [die kontrolliert wurden], entschieden wir uns, unsere Reichweite zu nutzen und über das Geschehen zu berichten. Bevor es dazu kam, bekam einer der Polizisten unser Vorhaben mit und forderte uns dazu auf, uns an die Wand zu stellen. Ohne ein Gespräch, ohne einen Grund. [...], weil wir weder eine Aufnahme gemacht hatten, noch die Maßnahme gestört hatten.

Die zwei Polizisten kamen gerannt auf mich zu [...] und innerhalb von wenigen Sekunden lag ich auf dem Bauch (am) Boden. [...] Ich habe keine Luft bekommen und das Einzige, was einer von den beiden Polizisten zu mir gesagt hat, war „Sei keine Pussy, sei ein Mann“. Um mich zum Schweigen zu bringen, hat der eine Polizist mit dem Knie (meinen) Hals gegen den Boden gedrückt. [...]

„Ich habe Todesangst bekommen und nichts mehr gesagt“

Obwohl zwei Polizisten auf meinem Rücken saßen, riefen sie nach Verstärkung und ich habe Todesangst bekommen und deshalb habe ich nichts mehr gesagt. Erst nach fünf Minuten wurde ich mit Handschellen gesichert und an die Wand gestellt. Nach etwa zwanzig Minuten später kam ein anderer Polizist mit meinem Handy zurück und zwang mich dazu, mein Passwort zu verraten. Er drohte (mir) mit Gewalt [...], er ging durch mein Handy, [...], obwohl ich kein einziges Video aufgenommen hatte [...]. Nach etwa 30, 40 Minuten haben sie mich ohne meine Freunde, ohne mein Handy getrennt, weinend entlassen.”

Und weiter: „Ich bin traumatisiert von dem ganzen Geschehen. Ich habe keine Kraft und keine Worte mehr. Zu spüren zu bekommen, wie weit die Exekutive gehen kann. Am Hals fühlen zu können, wie Machtlosigkeit und Rassismus sich anfühlen kann. Ich bin nach dem Mord an George Floyd in die Politik und Aktivismuswelt rein gekommen, um gegen Rassismus zu kämpfen nicht, um sie zu an meinem Hals zu spüren.“

Ein Sprecher der Polizei hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe Anfang Juli mitgeteilt, es sei bisher keine Anzeige wegen Rassismus, Polizeigewalt oder ähnlichem eingegangen. Der Sprecher appellierte an mögliche Betroffene, Vorwürfe aktenkundig zu machen. „Nur so ist es uns möglich, aufzuklären, ob ein Fehlverhalten von Polizistinnen oder Polizisten vorliegt.“