Waldbrandgefahr weiter hoch: 362 Brände seit Saisonbeginn
Die Feuerwehren in Brandenburg sind im Dauereinsatz. Nicht nur die akute Brandbekämpfung hält sie in Atem, auch auf bereits abgebrannten Flächen können Glutn...

Potsdam/Zossen-Brandenburg wartet auf den ersehnten Regen, die Trockenheit ist weiter sehr groß. Die Feuerwehren im Land kämpfen nach den zahlreichen Waldbränden der vergangenen Tage weiter gegen ein Aufflammen der Brände und neue Feuer. Auch Ackerflächen geraten wegen der Dürre häufiger in Brand, mitunter auch bei Mäharbeiten. Nicht selten ist Brandstiftung die Ursache. Eine Bahnstrecke im Norden musste zeitweise gesperrt werden. Vom Deutschen Wetterdienst angekündigte Gewitter könnten Entlastung bringen.
Ein Waldbrand auf 3000 Quadratmeter in der Nähe des Flugplatzes Eggersdorf (Märkisch-Oderland) beschäftigte seit Mittwochabend die Einsatzkräfte. Die Feuerwehr war bis zum Donnerstagnachmittag mit Nachlöscharbeiten beschäftigt, wie der stellvertretende Waldbrandschutzbeauftragte des Landes, Philipp Haase, der Deutschen Presse-Agentur sagte. Für den nahen Zugverkehr bestand nach Polizeiangaben keine Gefahr, Menschen seien nicht verletzt worden. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts der Brandstiftung.
Auch in der Lieberoser Heide, in der es Anfang Juli auf einer Fläche von 90 Hektar gebrannt hatte, ist die Lage weiter angespannt. Einsatzkräfte versuchten auch am Donnerstag, einen erneuten Brand zu verhindern. Die Waldbrandfrüherkennung registriere immer noch Rauchentwicklung auf der Brandfläche, beschrieb Haase. „Immer wieder kommen offene Feuerstellen zum Vorschein.“
„Eine Entspannung ist durch die Wetterlage nicht in Sicht“, sagte Kreisbrandmeister Christian Liebe. Die betroffene Fläche sei weiter sehr heiß. Die Glutnester hätten Temperaturen von etwa 400 Grad Celsius. Ehrenamtliche Kräfte seien im Dauereinsatz. Derzeit sind nach Angaben des Kreises Dahme-Spreewald 20 Einsatzkräfte mit vier Fahrzeugen vor Ort. Zusätzliche Feuerwehrleute wurden hinzugezogen, um akute Feuerstellen zu bekämpfen. Die Lieberoser Heide in der Niederlausitz ist ein ehemaliger Truppenübungsplatz. Die Fläche ist munitionsbelastet, bei Waldbränden kann nur vom Rand oder aus der Luft gelöscht werden.
Nahe Hainholz (Prignitz) gerieten am Donnerstag rund 1500 Quadratmeter Waldboden in Brand. Da der Brandort direkt an der Bahnlinie zwischen Pritzwalk und Meyenburg war, musste die Strecke vorübergehend gesperrt werden, wie die Polizei mitteilte. In Nassenheide (Oberhavel) standen rund 400 Quadratmeter Wald in Flammen. Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung. In Finsterwalde (Elbe-Elster) brannten 200 Quadratmeter Stadtwald - in diesem Fall allerdings Laubbäume, wie Experte Haase sagte.
Immer wieder brennt es auch auf Getreideäckern, darunter auf einigen Flächen im Norden Brandenburgs. So loderte am Dienstagabend ein Feuer auf einem 15.000 Quadratmeter großen Getreidefeld in Boisterfelde (Uckermark). Auch in Dessow bei Wusterhausen/Dosse (Ostprignitz-Ruppin) brannten etwa drei Hektar Weizen-Ackerfläche. Ein 58-Jähriger hatte beim Mähen Flammen hinter dem Fahrzeug festgestellt. Die Feuerwehr war mit sechs Fahrzeugen und 13 Mann im Einsatz. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Brandstiftung.
Auf einer Agrarfläche zwischen dem Bahnhof Zernitz und Holzhausen (Ostprignitz-Ruppin ) brannte es am Mittwoch auf einem acht Hektar großen Getreidefeld, zwischen Neuhof und Neuhausen (Prignitz) am selben Tag auf einer Fläche von etwa 15 Hektar. Die Flammen beschädigten laut Polizei auch zahlreiche Straßenbäume. In Bad Saarow (Oder-Spree) geriet ein noch nicht abgemähter Teil eines Feldes in Brand. Ein Mähdrescher-Fahrer der den Brand schnell löschen wollte, wurde verletzt. Die Polizei ermittelt zur Ursache.
Seit Beginn der Waldbrandsaison gab es nach Angaben des stellvertretenden Waldbrandschutzbeauftragten bereits 362 Feuer (Stand Donnerstag), auf einer Fläche von insgesamt rund 920 Hektar. Haase sieht weiter eine hohe Gefahr von Waldbränden, auch wenn das Risiko im Vergleich zum Vortag teilweise heruntergestuft wurde. „Die Situation heute stellt sich für mich gefährlich dar“, sagte er. Vor einem angekündigten Gewitter komme meist Wind, und Gewitter ohne Niederschläge seien erst recht gefährlich, denn sie könnten mit Blitzeinschlägen neue Brände auslösen.
Nach Angaben des Umweltministeriums galt am Donnerstag für sechs Landkreise die höchste Gefahrenstufe fünf, in sechs weiteren die zweithöchste Stufe. In den Kreisen Prignitz und Potsdam-Mittelmark galt Stufe drei.