Warum Belgien weiter mit russischen Diamanten handelt
Der Verkauf von Luxusgütern nach Russland ist wegen des Ukraine-Krieges mit Sanktionen belegt. Doch in der belgischen Hafenmetropole Antwerpen floriert der Handel.

Die belgische Hafenstadt Antwerpen ist ein wichtiges Wirtschafts- und Handelszentrum. Im jahrhundertealten Diamantenviertel in der Hoveniersstraat haben sich Tausende Diamantenhändler angesiedelt. Der Verkauf von Luxusgütern nach Russland ist wegen des Ukraine-Krieges mit Sanktionen belegt. Wie die Tagesschau berichtet, bleibt die Einfuhr von russischen Diamanten in der Hafenmetropole aber weiterhin erlaubt – die EU hat den Diamantenhandel mit Russland nicht ausdrücklich verboten.
Ein Viertel der nach Antwerpen eingeführten Rohdiamanten stammt aus Russland. Das Antwerp World Diamond Center (AWDC) ist das wichtigste Gebäude im Diamantenviertel: „Jeden Tag fließen 190 Millionen Euro durch dieses Gebäude“, so AWDC-Sprecher Tom Neys gegenüber der Tagesschau.
Belgiens Regierungschef verteidigt Diamantenhandel
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte in einer Videobotschaft ans belgische Parlament appelliert: „Frieden ist viel wertvoller als die Diamanten, als die Verträge mit den Russen, als die russischen Schiffe in den Häfen, als das russische Öl und Gas.“
Belgiens Regierungschef Alexander de Croo verteidigt die Entscheidung, weiterhin Diamanten aus Russland zu importieren. Die EU-Kommission habe die Regeln für die Sanktionen ausgearbeitet und die Begründung sei stets, die Auswirkungen müssten für Russland größer sein als für Belgien. Belgien wehre sich nicht gegen explizite Maßnahmen gegen den Import von Diamanten. „Sollte die Kommission in den kommenden Wochen sagen: Wir wollen doch Maßnahmen im Bereich Diamanten ergreifen, dann würde sich unser Land dem nicht verschließen“, so de Croo.
Antwerpen importierte im vergangenen Jahr russische Rohdiamanten im Wert von rund 1,8 Milliarden Dollar. Die meisten stammten aus Minen des Konzerns Alrosa, die unter anderem in Jakutien liegen, einer Republik im eisigen Nordosten Russlands. „Ideal ist das nicht, das verstehen wir“, sagt AWDC-Sprecher Neys „Alrosa ist zu rund 20 Prozent im Besitz des russischen Staates.“
„Ein Einfuhrstopp würde keinen Unterschied machen“
Trotzdem warnt Neys vor einem Import-Stopp von russischen Diamanten. Dieser würde Russland nicht treffen. Belgien hingegen würde die negativen Folgen spüren. „Ein Einfuhrstopp würde also überhaupt keinen Unterschied machen. Nur den, dass hier Zehntausend Jobs verloren gehen“, so der AWDC-Sprecher.
Ob langfristig weiterhin mit russischen Rohdiamanten gehandelt wird, ist unklar. „Wir sind offen dafür, mehr Druck auf Putin zu machen“, so der AWDC-Sprecher.
