Schwere Vorwürfe: Grenzt eine Berliner Kita arme Kinder aus?

In einer Kita in Lichterfelde sollen Eltern bis zu 700 Euro Gebühren im Monat zahlen. Kinder, deren Eltern nicht zahlen, werden separat betreut.

In Kitas gibt es immer wieder Ärger wegen der Gebühren (Symbolbild).
In Kitas gibt es immer wieder Ärger wegen der Gebühren (Symbolbild).imago/Michael Schick

In einer deutsch-englischen Kita in Berlin- Lichterfelde müssen Eltern bis zu 700 Euro Gebühren im Monat an einen Förderverein zahlen. Die Kita befindet sich in einem großen Haus mit Garten, es gibt einen eigenen Hausmeister und Koch.

Kinder, deren Eltern nicht zahlen können, werden separat in der Gruppe „die Maulwürfe“ betreut. Die Bild-Zeitung veröffentlicht eine Nachricht aus einem Eltern-Chat, in dem die Regelung so mitgeteilt wurde.

Senat: Kind mit Behinderung kann Kita nicht besuchen

Aziz Bozkurt, Staatssekretär der Bildungsverwaltung, bestätigt den Vorfall. Der Berliner Zeitung sagt er: „Wir missbilligen das Vorgehen des Trägers. Zu diesem Fall fand am 7. September unverzüglich nach unserer Kenntnisnahme davon ein Gespräch mit dem Träger statt. Darin haben wir deutlich gemacht, dass weder Eltern zu Zusatzbeiträgen von mehr als 90 Euro verpflichtet werden dürfen noch die Separierung von Kindern geduldet werden kann.“ Der Kita-Träger reagierte auf eine Anfrage der Berliner Zeitung bisher noch nicht.

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Die Bildungsverwaltung bestätigt auch: Die Kinder der „Maulwürfe“ werden in einem Durchgangszimmer betreut, müssen ihr eigenes Essen mitbringen und haben kein altersgerechtes Spielzeug. Betroffen sei auch ein schwerbehindertes Kind, welches nun zu Hause betreut werden muss.

Kita bekam schon unangekündigten Kontrollbesuch

Aziz Bozkurt sagt dazu der Berliner Zeitung: „Dass ein Kind mit Behinderung aufgrund des Vorgehens des Trägers nicht mehr die Kita besuchen kann, ist keinesfalls hinnehmbar. Am 8. September besuchte deshalb unangekündigt die Kita-Aufsicht die Kita. Wir werden überwachen, dass der Träger sich hier rechtskonform verhält. Ansonsten kann der Prozess zum Entzug der Betriebserlaubnis führen, diesen Weg werden wir bei Bedarf auch gehen. Das sollte dem Träger bewusst sein.“

Dabei ist die Kita in Berlin für Eltern seit Jahren eigentlich gebührenfrei. Zusatzkosten dürfen nur für das Essen und Zusatzangebote erhoben werden. Die Obergrenze liegt bei 90 Euro im Monat, so die Vorgabe des Senats. Die teure Kita soll zu einem freien Träger gehören, der vom Senat unterstützt wird.

In einer früheren Version des Textes hieß es, die Kita befinde sich in Lichtenberg. Sie hat ihren Sitz aber in Lichterfelde. Wir haben das korrigiert.