Berlin-Welches Lied gibt beim Wetter zu Weihnachten 2020 den Ausschlag: Das schneelose „Stille Nacht, heilige Nacht“ oder „Leise rieselt der Schnee“? Die Chancen für weiße Weihnachten stehen nach Einschätzung von Petra Gebauer vom Verein Berliner Wetterkarte e. V. an der FU Berlin nicht schlecht – zumindest in den höheren Lagen der Mittelgebirge.
Im norddeutschen Tiefland werde man sich hingegen maximal mit Schneeschauern begnügen müssen, sagte die Meteorologin am Donnerstag. „Zwar jagt in der Woche bis Weihnachten vorerst ein Tiefdruckgebiet vom Nordatlantik her das nächste.“ Auf das Tiefdruckgebiet Duglore folge nach der Analyse zum vierten Adventswochenende das Sturmtief Eva, das milde Luft aus dem Südwesten nach Deutschland lenke. „Kurz vor Heiligabend aber könnte sich eine Veränderung im Wettergeschehen anbahnen.“ So würden voraussichtlich die Tiefdruckgebiete ihre Zugbahn weiter nach Norden verlegen. „Bei einem Tief über Skandinavien könnten die Chancen auf zumindest Schneeschauer auch in Norddeutschland steigen.“
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Dann würde kalte Luft direkt aus dem Nordpolargebiet über die Nordsee gelenkt, eine ideale Voraussetzung zur Feuchtigkeitsaufnahme. „Nun muss der polare Kühlschrank nur noch ausreichen, um den dann zu erwartenden Niederschlag auch in fester Form fallen zu lassen. In den Mittelgebirgen wird sich wohl an mindestens einem der drei Festtage auch eine flache Schneedecke bilden.“ Ob der Schnee liegen bleibe, sei noch nicht ausgemacht. Dort, wo die Temperatur auch am Tag unter dem Gefrierpunkt verharrt, kann er sich aber halten.
Was Weihnachtslieder über das Wetter verraten
Schaut man auf die Entstehungsgeschichte der beiden oben genannten Weihnachtlieder, so ist „Stille Nacht“ eher zu unrecht im Text schneelos, so Petra Gebauer. „Das Lied entstand 1818 in der Nähe von Salzburg, einer Region, in der im Schnitt alle drei Jahre mit Schnee zu den Feiertagen zu rechnen ist. In der angrenzenden Alpenregion sind in hohen Lagen weiße Weihnachten nahezu sicher.“ „Leise rieselt der Schnee“ wurde 1895 in Graudenz im ehemaligen Westpreußen gedichtet, dem heute polnischen Grudziądz. „Hier führt die Kombination Kaltluft vom Festland im Osten und Feuchtigkeit von der Ostsee im Norden zumindest etwas häufiger zu einem weißen Weihnachtsfest als im weiter westlich liegenden Berlin.“

Doch selbst in Grudziądz gab es den Wetterdaten zufolge ebenso wie in Berlin so richtig viel Schnee zu den Feiertagen zuletzt im Jahr 2010. „Das Tiefdruckgebiet Scarlett brachte damals über Deutschland ausreichend Niederschlag, der bei Temperaturwerten wenig unter dem Gefrierpunkt in fester Form fiel.“ Zu den schneereichen Weihnachtsfesten in Berlin zählt die Meteorologin auch die Feiertage der Jahre 1923, 1935, 1981, 1986, 2000 und 2001.
Alle fünf Jahre, so zeigt es die mehr als 110-jährige Statistik, wäre ein weißes Weihnachtsfest in Berlin mit einer Schneedecke von mindestens einem Zentimeter Höhe an wenigstens zwei der Festtage zu erwarten. Denn erst dann sprechen die Meteorologen von einem „weißen“ Weihnachtsfest.
