Westliche Experten: Moskau wird bei Offensive auf noch mehr Widerstand treffen

Die russischen Truppen machen in der Donbass-Region nur geringe Fortschritte. Die Ukrainer könnten künftig noch heftiger Widerstand leisten. Ein Ex-Brigadegeneral warnt aber davor, die russische Armee zu unterschätzen.

Russische Truppen in der Donbass-Region
Russische Truppen in der Donbass-RegionImago/ITAR-TASS

Die russischen Truppen machen nach Ansicht westlicher Experten bei ihrer Offensive in der ukrainischen Donbass-Region nur geringe Fortschritte und müssen künftig mit noch heftigerem Widerstand rechnen. Die russischen Gebietsgewinne beschränkten sich meist nur auf ein oder zwei Kilometer, sagte ein Experte am Freitag vor Journalisten.

Die Ukrainer seien zudem sehr gut darin, unverzüglich Gegenangriffe zu starten, daher verschiebe sich die Frontlinie oft hin und her. Bislang seien meist nur Dörfer und kleinere Siedlungen erobert worden.

In größeren Städten wie Kramatorsk müssten die Russen mit noch stärker befestigten Verteidigungsstrukturen rechnen, so die Experten weiter. Für größer angelegte Gegenoffensiven seien die Ukrainer aber auf weitere Waffenlieferungen aus dem Westen angewiesen.

Ex-Brigadegeneral Vad: Russische Armee nicht unterschätzen

Der ehemalige militärpolitische Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Brigadegeneral a. D. Erich Vad, warnte allerdings vor einer Unterschätzung der russischen Streitkräfte in der Ukraine. Vad räumte ein, dass er das russische Militär anfangs überschätzt habe und davon ausgegangen sei, dass die russische Armee nach Kiew durchmarschieren würde. „Ich habe sie überschätzt und den Widerstandswillen der Ukrainer unterschätzt. Heute läuft man allerdings Gefahr, die Russen zu unterschätzen“, sagte Vad der konservativen schweizerischen Wochenzeitung Weltwoche.

Es seien die Russen, die derzeit bestimmten, wo mit welchen Kräften zugeschlagen werde. „Sie gehen im Donbass, auf einer zirka 500 Kilometer breiten Front, langsam vor, mit 100.000 Mann.“ Für die Ukrainer sei es nun wichtig, nicht auf den entscheidenden Gegenschlag mit konventionellen, insbesondere schwer gepanzerten Kräften zu setzen.

Eine Befreiung des Donbass sei militärisch unmöglich. „Dafür sind die Russen zu stark, sie haben am Boden und in der Luft die militärische Dominanz. Die Chance der Ukrainer besteht darin, den Konflikt in die Länge zu ziehen, die Kosten für die Russen hochzutreiben und sie abzunutzen. Am Ende kann das zum Sieg führen.“