Hitze: 40 Grad am Mittwoch – ist Deutschland dafür gerüstet?

Am Mittwoch könnte es über 40 Grad heiß werden. Ärzte warnen vor gesundheitlichen Gefahren. Sie fordern einen besseren Schutz vor allem für vorerkrankte und ältere Bürger.

Wenn das Thermometer steigt und steigt: Hohe Temperaturen belasten die Bevölkerung teils schwer.
Wenn das Thermometer steigt und steigt: Hohe Temperaturen belasten die Bevölkerung teils schwer.Frank Rumpenhorst/dpa

Wieder Hitze-Alarm in Deutschland: Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) könnte in Deutschland örtlich die 40-Grad-Marke überschritten werden. Wie aus der Zehn-Tage-Vorhersage hervorgeht, ist vor allem am kommenden Mittwoch mit einer Aufheizung auf 30 bis 36 Grad zu rechnen – im Süden und in der Mitte werden demnach bis zu 38 Grad erreicht. Dadurch steigen auch die Gefahren für die Bevölkerung.

Bereits vor Tagen hatte der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor den sehr hohen Temperaturen gewarnt. „Diese Hitzewelle könnte viele Todesopfer bringen“, sagte er mit Blick auf die möglichen Extremtemperaturen in der kommenden Woche. Nun fordern Ärztinnen und Ärzte Deutschlands Kommunen auf, kühlende Räume offenzuhalten – falls nötig kurzfristig. Nach Ansicht von Kritikern sieht es bei den Vorbereitungen auf die Hitze bisher schlecht aus.

Hitzewelle: Viele Kommunen, Kliniken und Heime unvorbereitet

„Es gibt nur wenige Kommunen in Deutschland, die einen Hitzeaktionsplan haben“, stellte der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Klimawandel der Bundesärztekammer, Gerald Quitterer, fest. „In wenigen Kliniken gibt es überhaupt Überlegungen und Fortbildungen dazu.“ Auch die meisten Pflegeheime seien nicht vorbereitet. Wenn „eine richtig fette Hitzewelle“ komme, sei es wichtig, „dass wir uns sehr kurzfristig anders vorbereiten“, so Quitterer. Die Umweltmedizinerin Claudia Traidl-Hoffmann forderte die Entwicklung von Frühwarnsystemen: „Wir brauchen diese Frühwarnsysteme gerade für Erkrankte.“

Kranke oder ältere Menschen seien besonders gefährdet, so Traidl-Hoffmann. Aber auch Kinder, weil deren Körper noch nicht so gut Temperaturen regulieren könnten. Ein besonders hohes Hitzerisiko trügen Lungenerkrankte und Menschen, die gerade eine Covid-Infektion hinter sich hätten. Immer wieder landeten aber auch ursprünglich gesunde Menschen mit Hitzschlag in der Notfallaufnahme – teils in lebensbedrohlichem Zustand. Gefährdet sei vor allem das Herz-Kreislauf-System.

Im Körper gebe es zudem bestimmte Kipppunkte, ab denen Hitzeschäden nicht mehr reversibel seien, so Traidl-Hoffmann. Einer Anfang des Monats veröffentlichten Studie zufolge gab es 2018 geschätzt rund 8700 hitzebedingten Sterbefällen in Deutschland. 2019 waren es demnach rund 6900, 2020 rund 3700 solcher Sterbefälle.

Gluthitze: Wohnungen können zur „tödlichen Falle“ werden

Für den Fall möglicher Spitzenwerte auf dem Thermometer fordert der Vorsitzende der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit, Martin Herrmann, schnelles Handeln. So könnten in Kommunen Räume bereit gehalten werden, in denen man sich kühlen könne – zum Beispiel Kirchen. Denn Wohnungen könnten „zur tödlichen Falle“ werden. „Das alles kann man jetzt noch machen, wenn in drei, vier Tagen eine größere Hitzewelle kommt.“ Besonders betroffen seien die Städte von Hitze. Dort müsse es kühle Räume geben. Kommunen sollten zudem Pläne für die Versorgung besonders Betroffener entwickeln.

Wichtig sei es, schnell Hitzewarnungen rauszugeben, forderte der Leiter des Zentrums für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdiensts, Andreas Matzarakis. „Mein Wunsch wäre, dass es eine Hitzewarnung im Laufband im Fernsehen gibt.“ Es bleibt abzuwarten, welche Vorkehrungen bis zur nächsten Woche getroffen werden.