„Wir sind Männer!“: Bürgermeister lästert über Vorwürfe sexueller Belästigung

Bei einem Treffen der Gebirgsjäger in Italien sollen mehr als 150 Frauen sexuell belästig worden sein. Der Bürgermeister von Triest macht sich darüber lustig.

1996 trat er der konservativen Forza Italia von Silvio Berlusconi bei: Roberto Dipiazza, Bürgermeister der norditalienischen Stadt Triest.
1996 trat er der konservativen Forza Italia von Silvio Berlusconi bei: Roberto Dipiazza, Bürgermeister der norditalienischen Stadt Triest.Imago

Nach den Klagen über sexuelle Belästigung von Frauen bei einem Treffen der Gebirgsjäger in Italien hat sich der Bürgermeister von Triest über die Beschwerden lustig gemacht – und damit noch zusätzlich Öl ins Feuer gegossen. „Soll das ein Witz sein? Eine hat gesagt: Mir wurde gesagt, ich habe schöne Beine, ich habe mich angegriffen gefühlt“, sagte Roberto Dipiazza am Sonnabend in einem Interview des lokalen Fernsehsenders Telequattro über die Kontroverse im Zusammenhang mit dem Treffen in Rimini. „Wenn wir eine schöne Frau vorbeigehen sehen, was denken wir? Wir sind Männer! (...) Was hätte sie gesagt, wenn ihr jemand gesagt hätte, du hast einen schönen Hintern?“ Gewalt sei etwas anderes, sagte der Politiker der Partei Forza Italia von Silvio Berlusconi.

Belästigungen sollen auf der Straße, in Bars und Hotels stattgefunden haben

Etwa 75.000 „Alpini“, Mitglieder einer Infanterieeinheit des Heeres, waren vor einer Woche in Rimini zu ihrem jährlichen Treffen zusammengekommen. In Online-Medien meldeten sich danach nach Angaben der Aktivistinnengruppe Non Una di Meno („Nicht eine weniger“) mehr als 150 Frauen und gaben an, bei der Parade auf der Straße oder in Bars und Hotels sexuell belästigt worden zu sein. Der Alpini-Verband ANA distanzierte sich von den berichteten Vorfällen, „die sicherlich nicht mit den Traditionen und Werte vereinbar sind, für die wir schon immer stehen“.

Die Vorwürfe reichen von Pfiffen auf der Straße über Beleidigungen während der Arbeitsschichten der Frauen bis hin zu Ohrfeigen und Befummeln – oft von betrunkenen Männern und in Gruppen. „Die Schikanen und Beleidigungen, die wir während der Kundgebung in den Straßen von Rimini erlebt haben, sind die Grundlage einer Pyramide der Gewalt, an deren Spitze der Frauenmord steht“, erklärten die Aktivistinnen.

Bürgermeister Dipiazza griff auch die Vereinigung Non Una Di Meno an, die die Vorfälle anprangert. Der 69 Jahre alte Politiker bezeichnete die Gruppe als „ Abschaum “, wie die Zeitung La Repubblica berichtete.

Es ist nicht das erste Mal, dass die älteste aktive Gebirgsjägertruppe der Welt in der Kritik steht. Bei Feierlichkeiten der „Alpini“ zum 150. Gründungsjubiläum, zu denen sich 80.000 Aktive und Veteranen, mit Angehörigen und Freunden insgesamt 520.000 Besucher, einfanden, soll es in Rimini bereits vor zwei Jahren zu Fällen sexualisierter Gewalt an der örtlichen Bevölkerung gekommen sein. Mehr als 200 Frauen hatten sich im Mai 2020 mit derartigen Beschwerden an die Behörden gewendet.