Wirecard: Öffentlichkeitsfahndung nach Jan Marsalek
Der Mann soll mit erfundenen Vermögenswerten Kredite in Milliardenhöhe erschwindelt haben. Diese seien „höchstwahrscheinlich weitgehend verloren“, sagt das Bundeskriminalamt.

Berlin-Jan Marsalek, eine der Schlüsselfiguren im milliardenschweren Finanzskandal um den Zahlungsdienstleister Wirecard, wird ab sofort per Öffentlichkeitsfahndung vom Bundeskriminalamt (BKA) gesucht. Die Ermittler vermuten, dass sich der 40-Jährige aktuell im Ausland aufhält. In der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ starteten die Fahnder am Mittwochabend einen öffentlichen Zeugenaufruf.
Die Staatsanwaltschaft wirft Jan Marsalek, einem ehemaligen Vorstand des Dax-Konzerns Wirecard, schwere Untreue und gewerbsmäßigen Bandenbetrug vor, teilte das BKA am Mittwoch mit. Marsalek soll laut Polizei „spätestens seit 2015“ zusammen mit dem damaligen Firmenchef Markus Braun „die Bilanzen des Konzerns durch Scheinbuchungen künstlich aufgebläht haben“, um das Unternehmen so attraktiver für Investoren und Kunden zu machen.
Demnach erfanden die beiden „nicht existierende Vermögenswerte in Höhe von rund 1,9 Milliarden Euro“. Diese Summe entspricht etwa einem Viertel der gesamten Bilanzsumme von Wirecard. Bei einer Abschlussprüfung für das Jahr 2019 sei die Bilanzfälschung laut BKA dann entdeckt worden.
Weiterhin wird Marsalek verdächtigt, für Wirecard Anteile an einer anderen Firma zu einem überhöhten Preis gekauft zu haben. Das wird von den Ermittlern als Untreue gewertet. Zudem sollen sich die Verdächtigen mithilfe der gefälschten Bilanzen Kredite in Höhe von rund 3,2 Milliarden Euro erschlichen haben. Diese seien aufgrund der Insolvenz von Wirecard „höchstwahrscheinlich weitgehend verloren“, so das Bundeskriminalamt.
Marsalek hatte sich laut BKA bereits in den Tagen nach dem Auffliegen des Skandals und seiner Freistellung als Vorstand mutmaßlich ins Ausland abgesetzt.