Jerusalem: 150 Verletzte bei Zusammenstößen auf Tempelberg
Palästinenser sollen vor der Al-Aksa-Moschee mit Steinen auf israelische Polizisten geworfen haben. Diese feuerten offenbar mit Gummigeschossen zurück.

Bei heftigen Zusammenstößen zwischen palästinensischen Demonstranten und israelischen Sicherheitskräften auf dem Tempelberg in Jerusalem sind offenbar rund 150 Menschen verletzt worden. Wie der Palästinensische Rote Halbmond berichtete, seien es insgesamt 152. Dutzende Verletzte würden noch auf dem Gelände behandelt werden. Augenzeugen sowie ein AFP-Fotograf berichteten von Steinwürfen von Palästinensern in Richtung der israelischen Sicherheitskräfte. Diese feuerten demnach mit Gummigeschossen auf einige palästinensische Demonstranten.
Die israelische Polizei sprach von drei Verletzten in ihren Reihen. Gegen 4 Uhr morgens begannen demnach „Dutzende maskierte junge Randalierer“, von denen einige Fahnen der bewaffneten islamistischen Hamas-Bewegung trugen, eine „Prozession“ auf dem Tempelberg. Sie warfen Steine in Richtung der angrenzenden Klagemauer, der wichtigsten Gebetsstätte des Judentums, woraufhin die israelischen Sicherheitskräfte nach eigenen Angaben eingriffen, um „die Ordnung wiederherzustellen“.
Anschlagsserie mit 14 Toten
Nach einer Anschlagsserie mit insgesamt 14 Toten hatten die Spannungen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften zuletzt wieder deutlich zugenommen. Nach Einsätzen der israelischen Armee im Westjordanland waren am Donnerstag drei Palästinenser getötet worden. Insgesamt starben bei der Gewalt in den vergangenen drei Wochen 21 Palästinenser.
Die wachsenden Spannungen fallen in den muslimischen Fastenmonat Ramadan. Vergangenes Jahr hatten Zusammenstöße auf dem Tempelberg und rund um die Al-Aksa-Moschee zu tagelangen schweren Kämpfen zwischen der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen und israelischen Sicherheitskräften geführt.
Erneute Eskalation befürchtet
Das Gelände mit der Moschee und dem angrenzenden Felsendom gilt als drittheiligste Stätte des Islam. Die von den Juden als Tempelberg bezeichnete Stätte wird von Jordanien verwaltet, doch Israel kontrolliert die Zugänge. Wegen der befürchteten erneuten Eskalation hatten israelische und jordanische Beamte vor Beginn des Ramadan verstärkt Gespräche geführt, wie sich Zusammenstöße zwischen Palästinensern und Sicherheitskräften verhindern ließen.
Insbesondere an diesem Wochenende, mitten im Ramadan, befürchteten die Behörden heftige Auseinandersetzungen in Jerusalem, da die christlichen Osterfeierlichkeiten und die jüdischen Pessach-Feiern mit Gebeten an der Klagemauer begannen – eine seltene Übereinstimmung der Kalender der drei großen monotheistischen Religionen.
