Noch eine neue Widmung für das polnische Denkmal: Die Losung aus dem Völkerfrühling

Das "Denkmal des polnischen Soldaten und deutschen Antifaschisten im Zweiten Weltkrieg" hat einen prominenten Standort. Vom Bötzowviertel aus ist die Anlage auf der Anhöhe im nordöstlichen Teil des Volksparks Friedrichshain gut zu sehen. Beliebt ist sie bei Skatern, die auf den Treppen vor dem Denkmal ihre Kunststücke üben. Der SPD-Bundestagsabgeordnete und ehemalige DDR-Außenminister Markus Meckel will das vergessene Monument jetzt wiederbeleben. Nach dem Willen Meckels soll es zukünftig an Polens Beitrag zur europäischen Freiheitsbewegung und Deutschlands Einheit erinnern.Eine deutsch-polnische Bildhauergruppe um Tadeusz Lodziana, Zofia Wolska, Arnd Wittig und Günter Mertel entwarf das 1972 eingeweihte Denkmal im zeitgenössischen antifaschistischem Gedenkkitsch: Eine Bronzefahne umfasst einen zweiteiligen Betonpylonen. Das Relief des Monuments feiert die Waffenbrüderschaft zwischen Rotarmisten, polnischen Streitkräften und deutschen Antifaschisten. Einheiten der 1. Polnischen Armee, die unter sowjetischem Oberbefehl kämpfte, waren an der Eroberung Berlins 1945 beteiligt. Mit der nach General Zygmunt Berling benannten Armee begründete die Volksrepublik die polnische-sowjetische Freundschaft. Mit dem Systemwechsel änderte sich in Polen auch das offizielle Gedenken. Auf den Rang der Berling-Armee rückte nach 1989 die "Heimatarmee", die der antikommunistischen Exilregierung in London unterstanden und im Untergrund für ein freies Polen gekämpft hat.Der veränderten Geschichtspolitik trägt eine 1995 am Denkmal angebrachte Tafel Rechnung. Sie weist auf die antifaschistische Propaganda hin und erweitert das Gedenken: "Heute wird an dieser Stelle auch derer gedacht, die als Soldaten der Armee des polnischen Untergrundstaates, der alliierten Streitkräfte und der polnischen Widerstandsbewegung gekämpft haben und gefallen sind, die als Zwangsarbeiter, Häftlinge und Kriegsgefangene verschleppt und ermordet wurden." Vertreter der polnischen Botschaft und Armee können den Ort daher noch immer für das Gedenken an das Kriegsende nutzen.Meckel, als Vorsitzender der deutsch-polnischen Parlamentariergruppe, schlägt nun also eine weiter gehende Umwidmung des Denkmals vor. Die aus dem Völkerfrühling des 19. Jahrhunderts stammende Losung "Für unsere und für Eure Freiheit" soll das Motto für die deutsch-polnischen Beziehungen der vergangen zweihundert Jahre sein. Unklar ist, ob das bestehende Denkmal umgebaut, von einem neuen ersetzt oder einfach durch weitere Tafeln ergänzt werden soll. Entscheiden können darüber ohnehin nur das Land Berlin und der Bezirk Friedrichshain/Kreuzberg. "Bei den Vorschlägen handelt es sich um erste Ideen. Nun müssen weitere Institutionen einbezogen werden, bestätigte Meckels Büro der Berliner Zeitung. In Polen haben die Pläne ein positives Echo. "Der Vorschlag erfreut uns. Wir warten auf einen offiziellen Anstoß", so ein Sprecher des Außenministeriums.------------------------------Foto: Das polnische Ehrenmal am Volkspark Friedrichshain