Nostalgie ist Mode. Oder, um es mit Howard Carpendale zu sagen: "Hello Again". Unter diesem Titel erinnern wir an Fernsehsendungen der 70er und 80er. Heute: "Sachsens Glanz und Preußens Gloria" (DDR-Fernsehen): Machtkampf am Hofe

An diesem Montag zieht Napoleon im ZDF in seine letzte Schlacht und erlebt sein Waterloo. In vier Wochen reitet im selben Programm schon wieder der Freiherr von der Trenck aus, verfolgt von den Häschern des Preußenkönigs Friedrich II. Lange Jahre galt der aufwändige Kostümfilm als Domäne des Kinos, war unter Fernsehmachern verpönt. Es ist 30 Jahre her, dass das ZDF den "Trenck" zum ersten Mal in Szene setzte, fünf Jahre später folgte die Verfilmung von Golo Manns "Wallenstein". In den 80er-Jahren wagte sich nur das DDR-Fernsehen auf das Feld der Schlachten und Rokoko-Bälle. Die DDR hatte gerade Preußen wieder entdeckt. "Sachsens Glanz und Preußens Gloria" wurde ein Erfolg - in Ost und später auch in West. Die Zuschauer ergötzten sich an den prächtigen Bildern. Vorlage war die "Sachsentrilogie" des Polen Jozef Kraszewski, geschrieben im 19. Jahrhundert. Regie führte der erfahrene Hans-Joachim Kasprzik, der sich mit Literaturverfilmungen, unter anderem von Hans Fallada, hervorgetan hatte. Der Sechsteiler zeichnete ein opulentes Sittengemälde vom Dresdner Hofe, zeigte Machtintrigen und Liebesabenteuer. Dass die Schlachten nicht so spektakulär ausfielen wie heute bei "Napoleon", weil das DDR-Fernsehen nicht solche riesigen Komparsenheere einkleiden konnte und manche Truppen deshalb per Tricktechnik vervielfachte, störte nicht besonders. In Erinnerung blieben dafür großartige Schauspielerleistungen: Rolf Hoppe als dekadenter Sachsenkönig, mehr der Muse als dem Militär zugewandt, verkörperte das absolute Gegenteil zu Arno Wyzniewski als drahtiger Preußenkönig Friedrich der Große. Edzard Haußmann lieferte sich als Intrigant Brühl mit Gunter Schoß als sein Gegenspieler Sulkowski ein spannendes Dauerduell. Die Frauen bei Hofe durften vor allem dekorativ sein, nicht nur in den ungewöhnlich freizügigen Bettszenen. Die DDR-Zuschauer aber interessierten nicht nur Bilderpracht und historischer Hintergrund, sie suchten und fanden Anspielungen zur Gegenwart. Schon der titelstiftende Gegensatz zwischen Sachsen und Preußen war ein Dauerthema, weil sich die Sachsen stets von den Berlinern bevormundet fühlten. Die DDR-Obrigkeit wurde im Volksmund gern mit feudalistischen Begriffen umschrieben - man sprach vom Kronprinzen, von Bezirksfürsten und von Hofberichterstattung. Wenn im Film ein aufmüpfiger Schreiberling ins Verlies geworfen wurde, weil er gefährliche Gedanken unters Volk bringen wollte, dann lagen die Parallelen auf der Hand. Solche versteckten Reize haben weder "Napoleon" noch "Trenck".MDR Kurfürst August II. (Dietrich Körner) und Gräfin Cosel (Marzena Trybala)