NSU-Prozess: Zeuge: V-Mann mit Erinnerungslücken

München - Der ehemaligen Verfassungsschützer Andreas T. saß 2006 im hinteren Raum eines Internet-Cafés in Kassel, als die Terroristen dort den 21-jährigen Halit Yozgat ermordeten. Seine Anwesenheit war Anlass für Spekulationen - er hatte sich nicht bei der Polizei gemeldet und kurz zuvor mit einem Informanten aus der rechten Szene telefoniert. Dieser Informant wurde am Mittwoch als Zeuge gehört.

Der 33-Jährige war bis 2007 V-Mann des hessischen Verfassungsschutzes. Wie schon Andreas T. berief er sich immer wieder auf Erinnerungslücken. Erst nach Vorhaltungen des Richters berichtete er von einem letzten Treffen mit Andreas T. Sein V-Mann-Führer sei nervös geworden und habe angefangen zu stottern, als er ihn auf den Mord angesprochen habe. Kurz darauf sei ihm mitgeteilt worden, dass T. beurlaubt worden sei. T. war nach dem Mord in Kassel selbst unter Tatverdacht geraten. Das Verfahren gegen ihn wurde aber eingestellt.

Dem „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) werden zehn Morde zur Last gelegt, neun Opfer hatten türkische oder griechische Wurzeln. Beate Zschäpe, die derzeit in München vor Gericht steht, ist als Mittäterin an allen Anschlägen angeklagt. (dpa)

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