Der PEN Berlin gründet sich: Hier entsteht etwas ganz Neues

Der Schriftstellerverband PEN Berlin, der sich nach Deniz Yücels Rücktritt und den Tumulten von Gotha gründet, will kein Update des Alten, sondern „zeitgemäß “und „divers“ sein. Wird das gelingen?

Deniz Yücel kurz vor seinem Rücktritt als Präsident der Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum Deutschland bei der Jahresversammlung in Gotha
Deniz Yücel kurz vor seinem Rücktritt als Präsident der Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum Deutschland bei der Jahresversammlung in Gothadpa/Martin Schutt

PEN Berlin soll der neue PEN heißen, dessen Gründung für den kommenden Freitag angekündigt ist. Das ist von hier aus gesehen ein guter Name. Er beschreibt auch den Wohnort eines großen Teils der Poets, Essayists, Novelists (PEN), die sich zusammengefunden haben nach der chaotischen Jahrestagung in Gotha vor drei Wochen. Viele von den 232 Gründungsmitgliedern des neuen Vereins waren mit im Saal oder online dabei und haben anschließend das PEN-Zentrum Deutschland verlassen. Am Ende der Gothaer Tagung sollte zwar mit der Wahl eines Übergangspräsidiums der Weg für eine Erneuerung des bisherigen Zentrums eröffnet werden, doch offenbar waren diese Signale für sie nicht ausreichend.

Die Liste der Gründungsmitglieder dürfte für literaturinteressierte Menschen hierzulande interessant sein, dabei sind viele Autorinnen, Autoren und Verlagsleute, die gegenwärtig das literarische Leben mitbestimmen. Mit ihnen könnte der PEN eine wahrnehmbare Stimme haben in den Debatten der Gegenwart. Mit dabei sind auch Schriftsteller, die schon vor Gotha aus dem PEN ausgetreten waren – ob Nora Bossong, deren Austritt nicht lange her ist, oder Katja Lange-Müller, die sich im Zuge des Streits um die Vereinigung des DDR-PEN mit dem westdeutschen PEN verabschiedete.

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Einige, die gerade noch gegen den Zerfall der Organisation kämpften, verwiesen auf die Hauptaufgaben des PEN: sich für verfolgte Schriftsteller einzusetzen. Zu den Gründungsmitgliedern des PEN Berlin gehört die ugandische Dichterin Stella Nyanzi, die im Januar erst mit dem Writers-in-Exile-Programm nach Deutschland gekommen ist. Das wirkt wie ein Zeichen. Die Zukunft wird zeigen, ob die Fördermittel der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien zur Unterstützung verfolgter Autoren künftig an zwei Vereine gehen.