Ein Ägypter gibt nicht auf und fordert wieder die Nofretete zurück

Um die Büste der Nofretete wird seit langem gestritten. Inzwischen aber hat sich die Haltung zum Umgang mit Kunst aus kolonialen Kontexten geändert.

Die Nofretete im Neuen Museum auf der Berliner Museumsinsel.
Die Nofretete im Neuen Museum auf der Berliner Museumsinsel.Berliner_Zeitung,

Aufgeben ist seine Sache nicht. Das deutet bereits der Indiana-Jones-Hut an, der den inzwischen 75 Jahre alten ägyptischen Archäologen Zahi Hawass berühmt gemacht hat. Sein Hut sei echt, der von Harrison Ford eine Fälschung, hat er immer wieder völlig unironisch betont. Unerbittlich fordert der frühere ägyptische Minister für Altertumsgüter seit Jahren von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) die Rückgabe der Büste der Nofretete an sein Land. Nun plant Hawass eine Petition, die von ägyptischen und internationalen Wissenschaftlern unterschrieben und an die Bundesregierung geschickt werden soll, sagte Hawass soeben in einem Interview mit der Funke-Mediengruppe.

Ist die alte Dame nicht mehr transportfähig?

Lange hat die SPK derlei Forderungen erfolgreich abgewehrt. Zum einen, weil man der Meinung war, die aus Kalkstein und Gips bestehende Büste der Hauptgemahlin des Pharaos Echnaton aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. rechtmäßig erworben zu haben. Kritiker bestreiten das. Als deutsche Ausgräber die Büste 1912 entdeckten und bargen, sei Ägypten ein britisches Protektorat gewesen. Die sogenannte Fundteilung, durch die die SPK ihre Ansprüche legitimiere, sei koloniales Recht, die Ägypter habe niemand gefragt. Später kamen konservatorische Bedenken hinzu. Die SPK verweigerte sich auch einer von Hawass ins Spiel gebrachten Anfrage auf Ausleihe nach Ägypten. Eine aufwändige Prüfung des Rathgen-Forschungslabors hatte 2007 ergeben, dass die bemalte Büste zu empfindlich und daher nicht transportfähig sei. Innerhalb Berlins war Nofretete einige Jahre zuvor allerdings mühelos umgezogen, vom Ägyptischen Museum in Charlottenburg ins Neue Museum auf die Museumsinsel. Als 2011 im Ägyptischen Museum von Kairo ein spektakulärer Einbruch erfolgte, bei dem über 70 Exponate beschädigt worden waren, sah man sich in seinen Sicherheitsvorkehrungen für Nofretete bestätigt. Die alte Dame solle besser nicht mehr reisen.

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Der alte Haudegen Zahi Hawass aber will nicht lockerlassen. Obwohl er bereits 2011 aus seinem Amt entlassen wurde, gilt er noch immer als einflussreicher Experte. Unterdessen hat sich auch die Haltung zum Umgang mit Kunst aus kolonialen Kontexten deutlich gewandelt. Seit 2019 gibt es ein Eckpunktepapier der Kulturminister der Länder, demzufolge Voraussetzungen für Rückführungen von Objekten geschaffen werden sollen, „deren Aneignung in rechtlich und/oder ethisch heute nicht mehr vertretbarer Weise erfolgte“. Die Chancen von Zahi Hawass stehen also nicht schlecht, seinem Anliegen zu neuem Auftrieb zu verhelfen.