Regen, Hagel oder Sturm bezeichnen wir zumeist als schlechtes Wetter und, wenn es zu größeren Schäden kommt, als Unwetter. Dabei gibt es noch sehr viel schlechteres, weil flächendeckend und dauerhaft zerstörerisches, bisweilen tödliches Wetter: Hitze. Bis zu 38 Grad sollen es in Deutschland werden, gerade der Südwesten liegt mitten in einer Hitzewelle. 40 Grad und mehr könnten hier nächste Woche so wie auch schon in anderen europäischen Ländern erreicht werden. Hitzetote, Waldbrände, Wassermangel, Tier- und Pflanzensterben – Hitzestress allerorten, das ist kein gutes Wetter mit ein bisschen zu viel Sonnenschein, sondern ein Unwetter.
Wir sollten begrifflich endlich sachangemessen aufrüsten. Das mag die Einsicht schärfen. Dazu gehörte dann auch, dass wer übers Wetter jammert, vom Klima nicht länger schweigen darf: Nach aktuellen Angaben des Deutschen Wetterdienstes ist die Lufttemperatur im Jahresdurchschnitt zwischen 1881 und 2021 um 1,6 Grad gestiegen; die fünf wärmsten Jahre traten in Deutschland demnach alle nach dem Jahr 2000 auf. Seit den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat sich die Zahl der Tage mit über 30 Grad Hitze in Deutschland verdoppelt: von vier auf acht. In den zurückliegenden Extremjahren 2018 und 2019 waren es sogar knapp 20 Tage.
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Unser Lebensstil wird uns den Hals kosten
Das sollten Schönredner und Gesundbeter zur Kenntnis nehmen: Unser karbongieriger Lifestyle, unsere Wachstums- und Verbrennungsökonomie wird uns dereinst den Hals kosten. Aber vielleicht geht es uns immer noch zu gut? Und können wir Klimaflüchtlinge immer noch als Wirtschaftsflüchtlinge verunglimpfen und im Mittelmeer ertrinken lassen? Für kühle Rechner: Laut einer vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz in Auftrag gegebenen Studie verursacht der Klimawandel in Deutschland seit 2000 jährlich durchschnittliche Schäden von 6,6 Milliarden Euro. Insgesamt waren es Kosten von mindestens rund 145 Milliarden Euro.
Diese Summe bildet allerdings nur einen Teil der aufgetretenen Schäden ab. Die Studie nennt noch eine Reihe weiterer Zahlen und Beispiele: Allein die beiden Hitzesommer 2018 und 2019 sowie die Flut im Ahrtal 2021 kosteten bislang über 80 Milliarden Euro. Das sind vorsichtige Schätzungen, die Extremwetter nicht einfach als Klimawandel verbuchen. Dennoch, es läppert sich: In den Rekordsommern 2018/19 führte die Hitze in Deutschland zu mindestens 7500 Todesfällen. Weitere neun Milliarden Euro Extrakosten verzeichneten Industrie und Gewerbe, weil die Produktivität der arbeitenden Bevölkerung hitzebedingt sank.
Die Preise steigen. Nicht nur für Lebensmittel im Supermarkt, sondern auch für unseren leichtfertigen Lebenswandel.