Schöner, jünger, geiler? Wie der Schlager „Layla“ zum Aufreger des Sommers wurde

Der Schlager-Hit „Layla“ steht seit Wochen auf Platz 1 der deutschen Single-Charts, nun will die Stadt Würzburg ihn verbieten. Musste es so weit kommen?

Das Kiliani-Volksfest in Würzburg.
Das Kiliani-Volksfest in Würzburg.imago

Man müsse Schlagertexte nicht mögen, hat Justizminister Marco Buschmann (FDP) seiner Gefolgschaft über den Nachrichtendienst Twitter mitgeteilt. „Man kann sie sogar doof und geschmacklos finden. Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zu viel.“

Die politische Intervention des Ministers ist von einem Hang zur Lockerheit getragen. Ich spreche hier jetzt nicht qua Amt, will der Tweet wohl sagen. Der oberste Dienstherr der Gesetze und Gerichte möchte so etwas wie Gelassenheit anmahnen. Die jedenfalls scheint gefehlt zu haben, als die Stadt Würzburg anlässlich ihres Kiliani-Volksfestes dem Betreiber des Festzeltes bat, den seit Wochen die Charts anführenden Ballermann-Hit „Layla“ von DJ Robin & Schürze nicht zu spielen. Zu rhythmusbetonter elektronischer Musik heißt es darin unter anderem: „Ich hab’ ’nen Puff und meine Puffmama heißt Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler (...) Die schöne Layla, die geile Layla. Das Luder Layla, unsre Layla (...)“

Die Regeln des gehobenen Kunstliedes kommen meist nicht zur Geltung, wenn bei steigendem Alkoholpegel die Beatmaschine angeworfen wird. Aber selbst Freunde dumpfer Rhythmen und einfältiger Reime wissen ihre Unterhaltungsbedürfnisse mitunter mit subtilem Witz zu steigern – oder das, was sie dafür halten. Die Protagonistin im Videoclip – Layla? – trägt High Heels, einen schwarzen Minirock und eine blonde Perücke. Auf der stattlichen Bandbreite symbolischer Klassifizierungen kann man das als sexistisch, transphob, geschmacklos oder wie Marco Buschmann als „eins zu viel“ bezeichnen.

Lola, Freddy Mercury und Eric Clapton

Nun aber ist der Ärger in der Welt und ruft zahlreiche Experten zu Einschätzungen und zur Meinungsbildung auf. So sagte ein Musikfachmann von der Universität Freiburg gegenüber dem Nachrichtenportal n-tv, das Lied sei natürlich sexistisch. Die angedeuteten Aspekte der Transsexualität mochte er zur Verteidigung des Liedes nicht durchgehen lassen. Und als ein in die Jahre gekommener Fan der Pop-Musik fürchtet man geradezu Vergleiche mit „Lola“ von den Kinks und „I Want To Break Free“ von Queen, bei dem Freddy Mercury in Frauenkleidern als Tatortreiniger einer biederen Bürgerlichkeit auftritt. Schlimm, dass das Stück auch noch „Layla“ heißt, die Melodie des gleichnamigen Stücks von Derek and The Dominos, hinter denen sich kein Geringerer als der Gitarrengott Eric Clapton verbarg, geht mir seither nicht mehr aus dem Kopf.

Lieber doch verbieten? Die Betreiber von Volksfesten – man erinnere sich nur an Gottlieb Wendehals – hatten es noch nie leicht.