Wahl der Verkehrsmittel: Immer auf dem falschen Trip

Wie eine Reise nach Paris plötzlich in Karlsruhe endete. Die Deutsche Bahn war bemüht, aber hilflos. Eine kleine Geschichte des Unterwegsseins.

Nach Paris? Oder anderswohin? Ein ICE als Traumgefährt.
Nach Paris? Oder anderswohin? Ein ICE als Traumgefährt.Julian Stratenschulte/dpa

Fahrrad, Auto, Flugzeug, Bahn – viele soziale Kämpfe werden derzeit anhand des Für und Wider von Fortbewegungsarten ausgetragen. Wohin es auch gehen mag: Man ist immer auf dem falschen Trip.

Nach dreijähriger Corona-Pause hatten wir uns für einen Paris-Aufenthalt entschieden. Einfach so, erstmals mit der Bahn. Wir fühlten uns im Einklang mit unserem ökologischen Fußabdruck und sahen zufrieden zu, wie die Landschaften vorbeizogen als seien sie sorgsam gestaltete Kulissen des Unterwegsseins. Wenn nur nicht das Umsteigen wäre. In Karlsruhe sollten wir einen Anschlusszug nehmen. Nie zuvor hatten wir uns Gedanken darüber gemacht, wie nah die badische Provinz vor der Weltmetropole liegt.

Und doch war sie unerreichbar für uns, zumindest an diesem Tag. Streik. Die Heraufsetzung des Rentenalters von 62 auf 64 Jahre halten viele Franzosen für unangebracht, der generalsstabartig vorgetragene Ausstand sollte ein deutliches Zeichen setzen. Solidarität? Warum denn nicht?

Restlos überfordertes Zugmanagement

Jedenfalls waren wir ob unserer zarten Freude am Fahren nicht gewillt, in ein allgemeines Bahn-Bashing miteinzustimmen. Gründe hätte es gegeben, zum Beispiel wegen des 200 Kilometer weiter südlich in die Irre führenden Vorschlags, es via Basel zu probieren. Kurz gesagt: Mit der Beratschlagung der plötzlich gestrandeten Fahrgäste war das Zugmanagement restlos überfordert.

Wie man es anders machen kann, lehrte uns schließlich Robert. Er, Anfang 70, früher für irgendwas mit Computern zuständig, sensibilisierte uns dafür, dass das Problem womöglich unserer schnödes Bedürfnis nach Ankunft sein könnte. Ähnlich wie wir war er früh am Morgen in Norddeutschland in einen ICE gestiegen. In Basel angekommen, stieg er geradewegs in den EC nach Interlaken in die entgegengesetzte Richtung ein. Er hatte es so geplant. Robert war zufrieden mit sich, der Welt und dem Unterwegssein. Und falls ihm einmal Akteure der Letzten Generation den Weg verkleben sollten, wäre es ihm wohl eine willkommene Abwechslung, aber gewiss keine Unterbrechung.