Das Hotel Numa Arc in Berlin – Urlaub ohne Rezeption und Büfett: Wie geht das?

Ein Hotel ohne Angestellte, kann das funktionieren? Das Numa Arc in Berlin verfolgt genau dieses Konzept. Unser Autor hat es ausprobiert.

Der Empfang im Numa Arc Berlin
Der Empfang im Numa Arc BerlinNUMA Group

Wie kommt man auf den Namen Numa Arc für ein Hotel in der Stadtmitte von Berlin, direkt am Checkpoint Charlie? Ganz einfach, die Hotelkette heißt Numa, und sie hat in Berlin Hotels, die Kater, Sketch, Drift, Nook, Belfort, Novela und eben Arc heißen. Kater passt gut zur Saufoase an der Warschauer Brücke, Belfort leitet sich von der Straße ab, an der das Hotel liegt, aber Arc?

Wie auch immer, die Fassade des Hotels sieht fantastisch aus. Sie ist ja auch immerhin schon 131 Jahre alt. Früher war hier das Hotel Angleterre beheimatet, ein solides Großstadthotel mit 156 Zimmern, eines der wenigen Häuser, die den Zweiten Weltkrieg an der Friedrichstraße überstanden. 1891 wurde es von Gustav Knoblauch erbaut, mit Türmchen, Erkern und steinernem Gargoyle, wie man die grotesk ausschauenden Wasserspeier damals nannte.

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Südlich des Checkpoint Charlie ist die Friedrichstraße eine Straße, die von Touristen meist nicht beachtet wird. Dabei ist sie nicht uninteressant: hier hat das Nobelrestaurant Nobelhart & Schmutzig seinen Sitz, ein Stückchen weiter steht das neue auffällige Gebäude der taz, auch das riesige Landesarbeitsamt, erbaut 1942 unter Adolf Hitler, hat hier seinen Sitz und zeigt auffällig die NS-Architektur. Direkt daneben schuf Raimund Abraham 1985 einen brutalistisch wirkenden Betonbau für die IBA, kurz: Architekturliebhaber werden sich in dieser Gegend erfreuen.

Das Hotel Angleterre öffnete 2004 seine Türen. Das 4-Sterne-Haus war ausgestattet mit roten Teppichen, dunklen Ledermöbeln, Holzverkleidungen an den Wänden und einem Glühbirnenhimmel in der Lobby. Der Haupteingang befand sich im historischen Treppenhaus, er war repräsentativ und typisch für ein Haus der Gründerzeit. Es gab ein Restaurant im Haus, das Speaker’s Corner, eine Hotelbar namens Commonwealth und sogar einen kleinen Garten.

Die Fassade des ehemaligen Hotel Angleterre, heute das Hotel Numa Arc.
Die Fassade des ehemaligen Hotel Angleterre, heute das Hotel Numa Arc.NUMA Group

„Ein Reiseerlebnis ohne Rezeption“

Heute sind Restaurant, Bar, Lobby und Frühstücksraum geschlossen, das Hotel hat ja einen neuen Betreiber. Auch der Haupteingang ist geschlossen, Gäste müssen den Nebeneingang benutzen. Die Tür öffnet sich mit einem vierstelligen Code, den man beim Online-Check-in erhält. Drinnen geht es durch einen schmucklosen Flur mit olivgrün gestrichenen Wänden, immerhin stehen eine Couch und vier Stühle im Vorraum. Das war es aber auch schon an Annehmlichkeiten außerhalb des Zimmers. Keine Begrüßung durch den diensthabenden Concierge, kein Zimmerservice, keine Schuhputzmaschine, nichts.

„Ein Reiseerlebnis ohne Rezeption“, wirbt Numa auf seiner Internetseite dazu. „Ohne Rezeption ist ein Aufenthalt bei uns genau wie er sein sollte: einfach, vielversprechend und kein bisschen ärgerlich.“ Da stellt sich die Frage: Ist das Numa Arc eigentlich noch ein Hotel, oder nicht viel mehr eine Zimmervermietung? Das Zimmer öffnet sich mit dem gleichen Code, den man für den Eingang unten benutzte. Ich habe eine Deluxe Suite, die zwar klein ist, aber dennoch nicht eng.

Eine Suite im eigentlichen Sinn ist sie auch nicht, denn es ist nur ein Zimmer, in dem sich das Bett und eine Mini-Küche befindet. Weil sich fast direkt über dem Kochfeld ein Rauchmelder befindet, ist ein großes Warnschild aufgeklebt. Nur bei offenem Fenster kochen! Ist dort zu lesen. Wenn aufgrund des Rauchmelder-Alarms die Feuerwehr anrückt, muss der Hotelgast bis zu 2500 Euro für diesen Einsatz zahlen. Also nur ganz vorsichtig köcheln …

Auf dem relativ großen Kühlschrank klebt ein Aufkleber, der auf Englisch darauf hinweist, dass alle Getränke, also genau ein Bier und eine Limo, kostenlos seien. Aufgefüllt wird die Minibar am nächsten Tag allerdings nicht, wie auch das Zimmer nicht gereinigt wird. „Das machen wir nur auf Anfrage und gegen Aufpreis“, lässt die Hotelleitung per Whatsapp wissen.

Eines der Hotelzimmer im Numa Arc.
Eines der Hotelzimmer im Numa Arc.NUMA Group

Kommunikation läuft in diesem Haus generell über Whatsapp. Kunden, die kein Smartphone ihr eigen nennen, können in diesem Haus gar nicht übernachten. Sonderwünsche wie eine gedruckte Zeitung am Morgen, eine Nadel zum Annähen eines Knopfes oder ein glutenfreies Frühstück kann die nette Dame auf Whatsapp leider nicht erfüllen. Numa ist ein Hotel, dass nur Gäste buchen sollten, die keine Sonderwünsche haben.

Rund 130 Euro kostet die Deluxe Suite pro Nacht für zwei Personen ohne Frühstück im November, das Frühstück kostet 12,50 Euro pro Person und wird in Form einer Papiertüte gereicht, die gegen sieben Uhr morgens vor der Tür liegt. Immerhin kann man drei Variationen wählen, aber ein Frühstücksbüfett eines Hotels ersetzt sie doch nicht.

Das Bett ist weiß bezogen und relativ weich, die Klimaanlage röhrt laut und wird bestimmt von einigen Gästen nachts abgestellt. Zwei Bilder mit grün-gelb-türkisen Pinselstrichen hängen über dem Bett, die gleichen hängen auch unten im Eingang und machen nicht den Eindruck, als seien sie mit Bedacht für dieses Haus ausgewählt worden. Dabei wäre ein historisches Hotel am Checkpoint Charlie doch prädestiniert für einige historische Fotos dieses Ortes! Am Eingang hängt ein Poster mit der Aufschrift „Bring some soul to travel“, mit www.numastays.com.

Hm. Seele muss man hier für die Reise mitbringen. Im Hotel gibt es sie nicht.

Transparenzhinweis: Der Aufenthalt des Autors wurde von Numa Hotels gefördert.

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