Das Berghain muss endlich weg! Wir haben Pläne für die Nachnutzung
Das Berghain fällt im Club-Ranking immer weiter ab. Wir finden: Es reicht, macht die Techno-Bude dicht! Und was dann reinkommen soll, wissen wir auch schon.

Seit 2004 wird am Wriezener Bahnhof geschwitzt, getanzt und ganz sicher nicht nur Cola light getrunken. Schön war die Zeit, als das Berghain noch als bester Technoclub der Welt gehandelt wurde. Doch das ist längst vorbei – andere internationale Tanzbuden stehen auf den einschlägigen Rankings mittlerweile oben.
In einer letzten Umfrage des Musikmagazins DJ Mag rutschte der Laden sogar aus der Top Ten heraus – und landete unsanft auf dem irrelevanten 16. Platz. Höchste Zeit also, die Bumsbude dichtzumachen in der schwachen Hoffnung, das Berghain möge so doch noch als Legende in die Annalen der Berliner Ausgehkultur eingehen. Und nicht vollends im Mainstream landen.
Was aber soll dann aus dem hübschen Gebäude werden, in dem einst ein Heizkraftwerk ansässig war? Wir hätten da ein paar Ideen ...
Einsteigen, einwerfen, abheben. Nächster Halt: der Mars
Elon Musk kommt nicht ins Berghain. Weiß man doch. Oder man hat es mal gehört. Die fabelhafte Berliner Indie-Pop-Band Von Wegen Lisbeth hat sogar einen Song darüber geschrieben, und die zentrale Textstelle geht so: „Elon, sei nicht traurig/ Das ist uns allen schon passiert/ Siehst du da oben all die Sterne?/ Irgendwo da ist der Mars/ Da hat man sicherlich/ Mindestens denselben Spaß“.

Wir erinnern uns: Vor gut einem Jahr soll Musk mal wieder in Berlin gewesen sein. Die Nachtlebendetektive von der Bild haben ihn zuerst im Kitkat-Club, dann im Sisyphos gespottet, später als Schlangenmensch getarnt vor dem Berghain. Hier nun konkurrieren zwei alternative Wahrheiten miteinander: Entweder kam Musk nicht rein, weil er den falschen Türpolitikberater hatte. Oder aber – und das ist seine Sicht – er wollte gar nicht rein, weil ihm eine Botschaft an der Fassade missfallen hatte. Musk auf Twitter: „They wrote PEACE on the wall at Berghain! I refused enter“. Dazu noch mal Von Wegen Lisbeth: „Und wenn ich dir was raten darf/ Money can't buy you love“.
Das ist einerseits nur halb richtig und andererseits ein Satz, den ein Milliardär gänzlich ignorieren kann. Musk mag nur die ersten vier Buchstaben von Muskelprotz haben, dennoch steckt in ihm die Kraft, zu einem fiesen Schlag gegen die Berliner Clubkultur auszuholen und das Berghain zu kaufen. Bereits vor drei Jahren hatte er auf Twitter abstimmen lassen: „Tesla should have a mega rave cave under the Berlin Gigafatory“ – 90 Prozent stimmten mit Ja.
Eine Mega-Rave-Höhle wäre das Berghain dann nicht mehr. Aus Rache würde hier nämlich eine Raketenabschussrampe entstehen. Wobei das Prinzip ja irgendwie doch erhalten bliebe: Einsteigen, einwerfen, abheben. Nächster Halt: der Mars. Paul Linke
Endlich noch ein Einkaufstempel
Es gibt ja Leute, die sagen, Berlin hätte genug Shoppingmalls. Zu viele sogar; und eigentlich haben diese Leute recht. Aber: Berlin mag zwar zu viele Malls haben – wirklich gute Einkaufszentren hat die Stadt allerdings noch nicht. Vom Ring-Center über die East Side Mall bis zu den Neukölln-Arcaden reiht sich ein gebäudegestalterisches Versagen an das nächste; selbst die Mall of Berlin und das Alexa können als die Konsum-Aushängeschilder der Stadt nicht so richtig überzeugen.

Wie schön, dass wir in diesem Text symbolisch das olle Berghain schließen! Denn das Gebäude böte doch die idealen Räumlichkeiten für einen anspruchsvollen Einkaufstempel. Platz für schmucke Läden wäre genug, großzügige und leicht zu reinigende öffentliche Toiletten wären bekanntlich längst schon da. Und die Darkrooms ließen sich doch bestens zu Hauswirtschaftsräumen umwandeln, Besenkammern, Hausmeisterpausenräumen und all so was.
Man muss sich das einfach mal vorstellen: Statt grimmiger Türsteher öffnen livrierte Portiers die schweren Eisentüren, in den großen Hallen des ehemaligen Kraftwerks reihen sich kleine feine Boutiquen aneinander. Das langweilige Berghain-Volk in seinen ewig gleichen schwarzen Uniformen ist passé – gut und vor allem individuell gekleidete Design-Connaisseurs wandeln jetzt durch den ehemaligen Club. Aus den großen Boxen – die Eins-a-Technik darf gerne übernommen werden – dudelt hübsche Kaufhausmusik statt schranzigem Techno. So macht Einkaufen Spaß! Manuel Almeida Vergara
Endlich ein ordentliches Erlebnisbad: Tropical Islands zieht nach Berlin
Viele Familien fahren an den Wochenenden ins brandenburgische Krausnick, um mit ihren Kindern ein paar schönen Stunden unter Palmen zu verbringen. Krausnick? Palmen? Genau, die Rede ist von Tropical Islands, das sich entgegen aller Befürchtungen zu einem Hotspot für vermehrungsfreudige Familien mit Badefetisch entwickelt hat.

Nur: Der Spaß ist teuer. Und während sich in Berlin drogensüchtige Perverse in Gummiklamotten mit Ketamin vollpumpen, um zu aus der Mode gekommenem Klopper-Techno zu tanzen oder ihren sexuellen Gelüsten zu frönen, müssen rechtschaffene Familien die weite Reise nach Brandenburg auf sich nehmen, um ein paar Stunden dem Moloch zu entkommen. Das ist ungerecht! Kai Wegner gefällt das nicht. Und da die Berliner CDU zu bräsig ist, das zu ändern, ändern wir es: Das Berghain wird nun umgewidmet und zu einer Saunalandschaft mit Wellnessbereich, Pommes-Station und Gruppenanimation. Die Panoramabar wird der Planschbereich und im hauseigenen Biergarten des Berghains können Mami und Papi ein alkoholfreies Bierchen zischen. Marcus Weingärtner
Es grünt so grün: Berlins bestes Gartencenter
Wo kaufen Sie denn so Ihre Tomatenpflanzen, Kräutertöpfe oder die Geranien für Balkonien ein? Bei allen, die ich kenne, läuft das folgendermaßen: In den ersten Gartenjahren fährt man noch euphorisiert durch die halbe Stadt, um alteingesessene Baumschulen oder königliche Gartenakademien zu besuchen und dort fachmännisch aufgezogenes Grün aus Gärtnerhand zu erwerben. Irgendwann muss es dann das näher gelegene Gartencenter tun und schließlich landet man im Baumarkt um die Ecke, einfach, „weil es so praktisch ist“ und „am Ende doch eh alle das Gleiche verkaufen“.
Das ist natürlich faulpelzender Ausreden-Unsinn, denn natürlich hätten wir alle gern ein königliches Einkaufserlebnis mit baumschuleigenen Züchtungen, intensiver Beratung und einem breit gefächerten Sortiment von der alten Apfelsorte „Kaiser Wilhelm“ bis zur historischen Rose „Chapeau de Napoléon“. Selbst wenn zu Hause nur ein kleines Fensterbrett begrünt werden kann – man wird doch wohl noch träumen dürfen!
Nur muss man in Berlin für diese Träumereien Weltreisen nach Baumschulenweg oder Dahlem unternehmen. Damit muss Schluss sein! In einer grünen, sich dem Klimaschutz hingebenden Zukunftsmetropole, in der jeder Billo-Drogeriemarkt Samentütchen für die Bienenweide verschenkt, ist kein Platz mehr für betongewordene Versiegelungsfantasien und hedonistischen Partyspaß.
Stattdessen wird das ehemalige Fernheizwerk am Wriezener Bahnhof Berlins größtes innerstädtisches Gartencenter; „the place to be“ für Urban Gardener und Seed Bomber. Draußen wird alles begrünt, drinnen kann man auf vier Etagen Saatgut, Pflanzen und Deko kaufen. Praktisch für alle, die im Schattengarten verzweifeln: In den einstigen Darkrooms gibt es nun Tipps und Gestaltungsideen für lichtarme Pflanzungen. Ein Paradies aus Funkien und Farnen. Das macht auch high, versprochen! Anne Vorbringer