Pegida-Bewegung in Dresden: Übrig bleiben nur die Zornigen und Wütenden

Dresden - Die Wende sollte er bringen. Mehr Zuhörer, neuen Schwung, am besten auch neue Ideen. Aber nichts wurde daraus: Gerade eine halbe Stunde gönnte der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders den allerhöchstens 10.000 Zuhörern am Montagabend am Dresdner Stadtrand. Er hielt seine Standardrede gegen den Islam, garniert mit etwas Zuckerguss oben drauf für die tapferen Dresdner Patrioten – und das war es schon. Schnell zurück, das Flugzeug nach Holland wartet nicht.

Als Stargast war er von Lutz Bachmann, dem Gründer der Dresdner Pegida-Bewegung, angepriesen worden. Aber es hat alles nichts gefruchtet. Pegida, und das zeigte der Abend in Dresden sehr deutlich, ist zu einer Art Zombie-Bewegung geworden: Sie ist tot, läuft aber noch lärmend herum. Es reicht gerade noch zum montäglichen Geschrei.

Radikalisierende Sammlung Zorniger

Was im Oktober 2014 auch als eine Bewegung begann, die mehr Bürgernähe und mehr Dialog der Politik einfordern, die auf Transparenz und klare Regeln in der deutschen Asylpolitik drängen und offensichtliche Fehler abstellen wollte, hat sich mit der Zeit verengt zu einer sich immer mehr radikalisierenden Sammlung Zorniger. Zwar hat die sächsische Landesregierung im Winter den Dialog mit den Pegida-Anhängern begonnen und zu Bürgerversammlungen eingeladen, an denen die halbe Regierung teilnehmen musste.

Zwar hat der ehemalige Bürgerrechtler und Leiter der Landeszentrale für politische Bildung, Frank Richter, sein Haus für Gespräche und für Geschimpfe aller Art geöffnet, um die angespannte Lage in der Stadt zu beruhigen. Dafür musste er eine Menge Prügel einstecken, die er nicht verdient hat.

Politiker suchten das Gespräch

Zwar hat der CDU-Innenminister Markus Ulbig sogar mit Leuten aus der Führungsriege das Gespräch gesucht, etwas, das angesichts der widerlichen Töne, welche Pegida ansonsten für ihn, Kanzlerin Merkel, Justizminister Heiko Maas, den Grünen-Politiker Cem Özdemir, Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich oder andere übrig hat, sicherlich ein zweifelhaftes Unterfangen war, das auch persönlich Überwindung kostete.

Man darf also sagen: Es wurde einiges unternommen seitens derer, die Pegida heute noch bei jeder Kundgebung frenetisch und verächtlich als „Volksverräter“ beschimpft. Die Politiker haben sich gestellt, haben das Gespräch gesucht, haben zugehört, haben ihre Standpunkte dargelegt.

Vielleicht hat auch all das dazu beigetragen, dass die Bewegung heute höchstens halb so groß ist wie noch im Winter, als 15.000 bis 20.000 Anhänger kamen. Vielleicht hat auch das dazu beigetragen, dass die Besonneneren heute zu Hause bleiben oder sich woanders engagieren und dass man auch überhaupt keine Eltern mit Kindern mehr mitspazieren sieht. Die gab es nämlich anfangs noch recht häufig.

Vorwiegend Männer

Pegida hat sich festgelaufen, setzt auf Abgrenzung und hat Angst vor allem Fremden. Die Bewegung hat sich den Wilders´schen Hass auf den Islam zu eigen gemacht – auch wenn jedes Mal etwas anderes behauptet wird. Übrig geblieben ist ein harter Kern von Leuten, welche eine immense Wut auf alles Mögliche und die Angst vor einer offeneren Gesellschaft eint. Auf ihren Fahnen findet sich alles: Hass auf Amerika, Hass auf Merkel, die etablierten Parteien, die Medien, versteckter Antisemitismus, offene Islamophobie. Es sind meistens Männer, etliche Neonazis, Schlägertypen aus der Fußball-Hooliganszene, und manchmal auch einfach nur Wirrköpfe und Verschwörungsgläubig.

Geert Wilders konnte nicht helfen, weil Pegida nicht zu helfen ist. Die Bewegung verfolgt keine Richtung und hat kein Ziel. Ginge es ihr um die Verbesserung gesellschaftlicher und politischer Verhältnisse, sie müsste den Dialog mit Gesellschaft und Politik suchen. Tut sie aber nicht.